Jetzt kommt der Zivi-Mangel

News der Nassauischen Neue PresseGrävenwiesbach. Was wird eigentlich aus dem Katastrophenschutz, wenn es keine Wehrpflicht mehr gibt? Denn viele junge Männer verpflichteten sich lieber zum Dienst bei der Feuerwehr als bei der Bundeswehr ...

Read More
Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Katastrophenschutz sucht dringend Verstärkung

Von Monika Schwarz-Cromm
Auch Dekontaminierungsstationen gehören zu den Aufgaben des Katastrophenschutzes. Fotos: Feuerwehr GrävenwiesbachBild: Auch Dekontaminierungsstationen gehören zu den Aufgaben des Katastrophenschutzes. Fotos: Feuerwehr Grävenwiesbach

Die Feuerwehren müssen nicht nur den Grundschutz im Gemeinde-Gemeinde-Gebiet sicherstellen. Sie müssen auch Aufgaben des Katastrophenschutzes wahrnehmen (Lesen Sie auch untenstehenden Bericht). Und dazu meldeten sich viele junge Männer, die den Dienst bei der Bundeswehr lieber gegen viele Jahre als Freigestellte bei der Feuerwehr und dort speziell im Katastrophenschutz eintauschten.

Personalnot

Wenn es nun die Wehrpflicht nicht mehr gibt, ist dann der Katastrophenschutz noch gewährleistet?

Timo Heider, seit zwei Jahren Zugführer des Katastrophenschutzzuges der Gemeinde Grävenwiesbach, betont, dass zurzeit drei Freigestellte ihre Verpflichtungszeit bei der Feuerwehr in der Gemeinde Grävenwiesbach ableisten. «Mit der Aussetzung des Wehrdienstes haben wir in den kommenden vier Jahren dann gar keine Freigestellten mehr.»

Das schmerze nicht nur die kommunalen Feuerwehren. Die Hilfsorganisationen, wie das DRK, der MHD und auch das THW treffe diese Entscheidung noch viel härter, weil sie dann keine Zivildienstleistenden mehr bekommen.

Die Feuerwehr löse das Problem, indem sie in den eigenen Reihen für Nachschub sorge. Immerhin seien viele der heutigen aktiven Feuerwehrkameraden, ja sogar der Großteil der aktuellen Feuerwehr-Führungskräfte, Ersatz-Dienstleistende im Katastrophenschutzzug gewesen und hätten durch diese Aufgabe ein interessantes Hobby gefunden.

Helfer gesucht

«Sie sind alle dabei geblieben», so Heider. Er hofft, dass die Bundesregierung eine Art Ersatzdienst ins Leben ruft, um junge Frauen und Männern zu motivieren, den für die Allgemeinheit wichtigen Schritt zum Eintritt in eine Hilfsorganisation zu gehen. Er bezieht sich dabei auf die vielen Unwetter-Einsätze der vergangenen Jahre nach Sturm und Hochwasser, die zeigten, wie wichtig die Katastrophenschutz-Einheiten seien. «Doch dafür werden Leute gebraucht», sagt Heider.

Wehr-Werbung

Ein Grund mehr also, warum er an dieser Stelle alle Bürger aufruft, sich für den freiwilligen Dienst bei der Feuerwehr zu melden.

Im Laufe der Zeit konnten 120 Kameraden gezählt werden, die sich gegen die Bundeswehr und für den Zivildienst entschieden hatten, bestätigte Gemeindebrandinspektor Markus Ullrich. Einer der drei aktuell Freigestellten ist Marius Herrmann. «Die Arbeit bei der Feuerwehr ist eine tolle Sache», sagt er, auch wenn sein Dienst viel länger dauere als die Wehrzeit. Die Verpflichtungszeit wurde zwar analog zur Wehrdienstzeit in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter reduziert, dauerte früher zwölf, heute noch sechs Jahre.

«In dieser Zeit müssen die Kameraden aktives Mitglied in einer Ortsteilwehr sein, also die Übungen und Einsätze sowie Lehrgänge absolvieren und dazu 70 Stunden Arbeitsdienst», erklärte Timo Heider. Zusätzlich müssten sie die Übungen des kommunalen Katastrophenschutzzuges besuchen, die nochmal mindesten 70 Stunden im Jahr umfassen.

Da die Übungen meist am Wochenende oder abends stattfinden, verlieren die Teilnehmer keine Zeit für Ausbildung, Schule und Beruf im Gegensatz zu Bundeswehrrekruten oder Zivildienstleistenden.

In früheren Jahrzehnten seien es im Durchschnitt 20 bis 30 Freigestellte in der Gemeinde Grävenwiesbach gewesen. «So waren früher teilweise über zehn Prozent der aktiven Feuerwehrkameraden Freigestellte im Katastrophenschutz», so Timo Heider.

Artikel vom 01. März 2011, 20.31 Uhr (letzte Änderung 02. März 2011, 04.32 Uhr)