Sprengungen von Geldausgabeautomaten

Berlin. Gerade wurde gemeldet, dass statistisch gesehen täglich ein Geldautomat in Deutschland gesprengt wird ...

Gesprengter Geldautomat in Aschaffenburg-Strietwald; Symbolfoto: Ralf HettlerBild: Gesprengter Geldautomat in Aschaffenburg-Strietwald; Symbolfoto: Ralf Hettler

Handlungsempfehlungen des Bayerischen Landeskriminalamtes

Da hier die Möglichkeit besteht, dass auch Feuerwehren zum Einsatz kommen, verweisen wir hierzu auf die Handlungsempfehlungen des Bayerischen Landeskriminalamtes bei Sprengungen von Geldausgabeautomaten (GAA). Vielen Dank für die Genehmigung der Veröffentlichung!

Szenario 1: Explosion in einer Bankenfiliale
Die hauptsächliche Gefahr nach der Sprengung eines GAA entsteht durch zurückgelassene oder nicht (vollständig) umgesetzte Sprengladungen der Täter. Diese können sich im GAA, unmittelbar daneben, in den Trümmern am Tatort oder auch in der näheren Umgebung der Filiale (z. B. Parkplätze, Grünstreifen, Bepflanzung) befinden.
Auch bei erfolgreichen Sprengungen muss mit dem Vorhandensein von weiteren Sprengladungen gerechnet werden, da die Täter teilweise sog. Back-Up-/Reserveladungen mitführen. Darüber hinaus muss mit nicht oder nicht vollständig umgesetzten Ladung gerechnet werden.

Die Sprengladungen mit Festsprengstoff können aus pyrotechnischem Pulver, Blitzknallsätzen, militärischem oder gewerblichem Sprengstoff oder hochbrisanten Selbstlaboraten (TATP) bestehen. Alle diese Ladungen sind nicht handhabungssicher (auch die ohne Sprengzünder grundsätzlich handhabungssicheren militärischen und gewerblichen Sprengstoffe sind in bezündertem Zustand nicht mehr handhabungssicher). Diese Ladungen sollen auf keinen Fall mechanisch (Druck, Schlag, Reibung) oder thermisch beaufschlagt werden, da jeglicher Energieeintrag zur Explosion führen kann. Alle diese Ladungen haben eine gewisse Größe (vgl. ein oder zwei Schokoladentafeln) und sind mit bloßem Auge zu erkennen, sofern sie nicht versteckt wurden oder z.B. unter Trümmern oder Schutt verdeckt liegen. Die Form der Sprengladungen kann flach rechteckig/quadratisch, fladenartig oder zylindrisch ausfallen.

Aus diesen Eigenschaften lassen sich unter logischer und konsequenter Betrachtungsweise einfache Handlungsempfehlungen ableiten. Sicherlich werden die Feuerwehren zur Rettung von Menschenleben unmittelbar Lösch- oder Rettungsmaßnahmen durchführen. Hierbei muss jedoch dringend auf die oben beschriebenen Risiken geachtet werden. Konkret bedeutet dies, die Sicherheitsabstände so groß wie möglich zu halten und den betreffenden Tatort nur zu betreten, wenn dies unbedingt notwendig ist. Falls ein Betreten des Tatortes z.B. zur Rettung von Menschenleben zwingend erforderlich ist, muss genau darauf geachtet, wohin getreten oder gegriffen wird. Grundsätzlich sollte bei einem zwingend notwendigen Betreten die Aufenthaltszeit so kurz wie möglich gehalten werden, da etwaige noch nicht entdeckte Ladungen durch thermische Beeinflussung bei einem Brand explodieren können.

Sofern keine Menschenleben bedroht sind, sollten die Einsatzkräfte den Tatort nicht betreten, bis die Sicherheit von den zuständigen Entschärfern bestätigt oder hergestellt wurde.

Szenario 2: Verkehrsunfall
Grundsätzlich sind die Gefahren nach der Sprengung eines GAA direkt auf den Fall eines verunfallten Täterfahrzeuges übertragbar. Auch hier können sich versteckte oder nicht erkannte Sprengladungen im, am oder neben dem Unfallfahrzeug befinden. Sollte sich das Täterfahrzeug auf der Anfahrt zu einem Tatort befunden haben, besteht eine zusätzliche Schwierigkeit in der Zuordnung des Unfallfahrzeuges zu dem Zusammenhang einer geplanten GAA-Sprengung.

Alle bereits oben beschriebenen Handlungsempfehlungen lassen sich direkt auf das Verkehrsunfallszenario übertragen. Für die Feuerwehren sind Gefahrgutunfälle bekannte und beherrschbare Szenarien. Mit der oben gelieferten Beschreibung, den damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen und den bei den Feuerwehren etablierten Maßnahmen im Zusammenhang mit Gefahrgutunfällen können derartige Einsatzlagen zur Rettung von Menschenleben mit einem immanenten Restrisiko sicher abgearbeitet werden.

News des Deutschen FeuerwehrverbandesQuelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)