Schwierige Einsätze für Rettungskräfte

News der Nassauischen Neue PresseElz. Zwei Tote und zwei Schwerverletzte forderte ein Unfall am Freitagabend bei Elz (wir berichteten). Auch für die Rettungskräfte, die Mitarbeiter der Notfallseelsorge oder auch die Polizei sind dies Zeiten großer Belastungen – die nun offenbar noch größer werden ...

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Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.

Wenn Rettungskräfte durch Angehörige und Bekannte der Opfer behindert werden

Rettungskräften wird bei Unfällen wie hier nahe Elz immer öfter mit Misstrauen oder Aggresion begegnet. Rettungskräften wird bei Unfällen wie hier nahe Elz immer öfter mit Misstrauen oder Aggresion begegnet. (Symbolbild)

Bild: Rettungskräften wird bei Unfällen wie hier nahe Elz immer öfter mit Misstrauen oder Aggresion begegnet. Rettungskräften wird bei Unfällen wie hier nahe Elz immer öfter mit Misstrauen oder Aggresion begegnet. (Symbolbild)

«Von einem belastenden Einsatz» spricht einer der im Einsatz befindlichen Feuerwehrkräfte. «So etwas haben unsere Mitarbeiter bisher noch nicht erlebt», sagt Hedi Sehr als Vorsitzende der Notfallseelsorge. Freunde, Bekannte und Angehörige der Unfallopfer mit Migrationshintergrund seien ihnen gegenüber überaus aggressiv aufgetreten. Eine Betreuung sei dadurch gar nicht möglich gewesen. Auch keine Begleitung der Einsatzkräfte, die sich intensiv um die Verletzten kümmerten.

«Die Angehörigen sind oft schneller am Unfallort als Rettungskräfte und Polizei», sagt Kreisbrandinspektor Georg Hauch. Das war nach Angaben der Polizei auch am Freitagabend der Fall. Der Bruder des tödlich verletzten Beifahrers war schon am Unfallort, als Polizei und Rettungskräfte eintrafen. Einer der Mitfahrer hatte offenbar Augenblicke nach dem Unfall per Handy die Familien verständigt.

Nicht nur, dass Angehörige oder Freunde häufig schneller als die Rettungskräfte am Unfallort seien, dort spitze sich dann auch regelmäßig die Situation zu. Den Feuerwehrleuten werde dabei oft mit Misstrauen und zum Teil auch mit Aggression begegnet, so Hauch. Diese Entwicklung sei seit Monaten zu verzeichnen. Die Feuerwehren reagieren darauf, indem sie die Entwicklung in Fortbildungsveranstaltungen thematisieren.

In Stille trauern


Der Glaube ist es nicht, der die Arbeit der Rettungskräfte behindere, davon ist Imam Arslan vom islamischen Kultur- und Bildungsverein in der Limburger Westerwaldstraße überzeugt. Er hat auch Angehörige der Unfallopfer vom späten Freitagabend betreut. «Trauer ist etwas stilles», sagt er. Trauern, das sind Bittgebete an den Schöpfer und Rezitationen aus dem Koran. Wer in Stille trauere, der folge den Empfehlungen des Propheten Mohammed.

«Familienangehörige und Verwandte sind schockiert, wenn sie an die Unfallstellen kommen», sagt der Imam weiter. Möglicherweise führe dies zusammen mit dem Schmerz des Verlustes zu entsprechenden Reaktionen. Die Art der Trauer sei jedoch auch oft von der Herkunft der Familien abhängig.

«Die Polizeibeamten haben die Situation an der Unfallstelle bei Elz als nicht so gravierend eingestuft», sagte Polizeisprecher Bruno Reuscher gestern auf Anfrage der NNP. Zwar sei Verstärkung aus Montabaur und Westerburg angefordert worden, aber die somit vier vorhandenen Streifenwagen mit Besatzungen hätten ausgereicht. Die Angehörigen wollten nach Angaben des Polizeisprechers die Opfer noch einmal sehen. Und dies sei ihnen von den Beamten auch eingeräumt worden.

Was für die Polizei möglicherweise schon ein gewohntes Bild ist, kommt für die Einsatzkräfte allerdings oft überraschend. Trauer, die sich in Treten und Schlagen auf Gegenstände ausdrückt, oder wenn sich Angehörige auf den Boden werfen und laut schreien. Trauer habe verschiedene Formen und so lange sie andere nicht bedrohe oder behindere, schreite die Polizei nicht ein, beschreibt Reuscher das Einsatzverhalten.

Dass die Einsätze in der Vergangenheit immer wieder auch von Gaffern behindert wurden, ist für die Einsatzkräfte nicht neu. Allerdings sind sie es auch gewohnt, dass Absperrungen eingehalten und respektiert werden. Da war nach Informationen der NNP am Freitagabend nicht der Fall. Angehörige, Freunde und Bekannte der Unfallopfer drangen bis zu dem Fahrzeugwrack vor, an dem sich die Einsatzkräfte darum mühten, den schwer verletzten und eingeklemmten Fahrer zu befreien, der noch an der Unfallstelle starb. «Wir sind verbal und körperlich angegangen worden», sagt einer der Feuerwehrleute über den Einsatz.

Eine «Spritztour»

«Von den dort anwesenden hauptsächlich jungen Menschen ist keiner bei uns oder auch in der Feuerwehr engagiert», beklagt sich Hedi Sehr. Die Zahl derer, die sich im Kreis in den Feuerwehren engagieren und einen Migrationshintergrund haben, liegt deutlich niedriger als ihr Anteil an der Bevölkerung.

Nach Informationen der NNP hatte sich der 19 Jahre alte Fahrer den Wagen für eine «Spritztour» ausgeliehen. Auf der Fahrt von Elz nach Malmeneich war der am Freitagabend gegen einen Baum geprallt. Wie gestern in der NNP berichtet, starben dabei der Fahrer aus Elz und sein 20 Jahre alter Beifahrer aus Limburg. Die zwei Mitfahrer auf der Rückbank, 18 und 17 Uhr alt, überlebten den Unfall mit schweren Verletzungen. Als Ursache für den Unfall wird überhöhte Geschwindigkeit vermutet. Auf dem Abschnitt ist eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erlaubt. jl