Gründung 1872

Wiesbaden im Jahr 1872
Bild oben:
Wiesbaden im Gründungsjahr des Nassauischen Feuerwehrverbandes 1872

(Quelle: Hessisches Staatsarchiv Wiesbaden - Verlag Alfred Meisel, Dresden)

Christian Zollmann - 1. Vorsitzender der Gründungskommission des Nassauischen FeuerwehrverbandesIn der Versammlung der Führer der Feuerwehren am 18. September 1868 in Wiesbaden wurde erstmals die Bildung einer Dachorganisation öffentlich angeregt. Am 16.10.1868 kam es zu einer ersten überörtlichen Feuerwehrtagung in Bad Homburg v.d.H., zu der aus Wiesbaden Eduard Kalb und Christian Krell delegiert wurden. Sie hatten den Auftrag, die Gründung eines Verbandes für den Regierungsbezirk Wiesbaden oder für die Provinz Hessen-Nassau zu beantragen. Mit der Zusage, den Antrag aus Wiesbaden weiter zu verfolgen, kehrten die Delegierten aus Bad Homburg zurück. Der Krieg 1870/71 hatte zunächst weitere Verhandlungen unterbrochen. Am 24. August 1871 wurde in der Feuerwehrführerversammlung eine Kommission ins Leben gerufen, die die Gründung eines Feuerwehrverbandes weiter vorantreiben und einen Statutenentwurf vorbereiten sollte.  Vorsitzender dieser Kommission zur Bildung einer Dachorganisation  war der Branddirektor Christian Zollmann.

Bild links: Christian Zollmann - 1. Vorsitzender der Gründungskommission des Nassauischen Feuerwehrverbandes

Kaiser Wilhelm I.Am 27. Juli 1872 fanden sich in Wiesbaden 20 Delegierte der Freiwilligen Feuerwehren zusammen und fassten den Beschluss, einen Feuerwehrverband für den Regierungsbezirk zu gründen. Vorsitzender wurde der Wiesbadener Branddirektor Karl-Hermann Scheurer. An der Gründungsfeier des “Nassauischen Feuerwehrverbandes”, die im Römersaal (Dotzheimer Weg) stattfand, nahmen Vertreter der Stadt, der Landesregierung und Carl Metz aus Heidelberg, Hersteller von Lösch- und Rettungsgeräten, sowie Branddirektor Scabell von der Berufsfeuerwehr Berlin teil. Aus dem Gründungsprotokoll geht hervor, dass auch seine Majestät Kaiser Wilhelm I. anwesend war.

Bild rechts: Seine Majestät Kaiser Wilhelm I.

Karl-Hermann Scheurer - Vorsitzender des Nassauischen Feuerwehrverbandes 1872 - 1913Am 28. Juli 1872 fanden sich in Wiesbaden unter dem Vorsitz des Branddirektors Karl-Hermann Scheurer (Wiesbaden), des Schriftführers, Kaufmann Franz Straßburger und 32 Feuerwehrkameraden, als Abgeordnete von 20 Freiwilligen Feuerwehren, zu dem ersten Feuerwehrtag des Regierungsbezirkes Wiesbaden zusammen. Nach der Beratung der aufgestellten Satzungen wurde auf Antrag des Kameraden C. Werner (Bad Ems) der Beschluss gefasst, den Feuerwehrverband für den Regierungsbezirk Wiesbaden für gegründet zu erklären.

Bild links: Karl-Hermann Scheurer - Vorsitzender des Nassauischen Fuerewehrverbandes 1872 - 1913

Die Wahl des Zentralvorstandes des neu gegründeten Feuerwehrverbandes führte von 19 abstimmenden Kameraden zu folgendem Ergebnis:

Vorsitzender Branddirektor  Karl-Hermann Scheurer (Wiesbaden)
Stellvertreter Schreinermeister Gaab (Wiesbaden)
Schriftführer Kaufmann F. Straßburger (Wiesbaden)
Schatzmeister Kaufmann L. Jung (Wiesbaden)
Beisitzer A. Baab (Heddernheim)
Beisitzer G. Fuchs (Dillenburg)
Beisitzer H. Greiff (St. Goarshausen)
Beisitzer J. Janz (Oberursel)
Beisitzer St. Jung (Rüdesheim)
Beisitzer R. Knauth (Bad Schwalbach)
Beisitzer Christian Krell (Wiesbaden)
Beisitzer A. Mathi (Hadamar)
Beisitzer I. Mayer (Rödelheim)
Beisitzer Louis Moser (Weilburg)
Beisitzer Joseph Müller (Limburg)
Beisitzer G. Schuth (Bad Homburg)
Beisitzer H. Weigel (Biedenkopf)
Beisitzer C. Werner (Bad Ems)

Abschrift des Gründungsprotokolls

“Der Gedanke einen Feuerwehrverband” zu gründen, war von Herrn Branddirektor Christian Zollmann in der Führerversammlung vom 18. September 1868 angeregt worden. Da in Bad Homburg v.d.H. fast gleichzeitig diese Anregung gegeben worden war und hierzu eine Einladung unserer Wehren erlassen worden, so wurde am 16. Oktober 1868 von den Führern die Herren Eduard Kalb und Christian Krell von den Abgeordneten zum Besuch der Versammlung in Bad Homburg gewählt. In dieser Versammlung 1869 wurde beschlossen, einen Verband in dem Regierungsbezirk Wiesbaden zu gründen und diese beauftragt, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Zu diesem Zwecke sollte eine Kommission in Wiesbaden gewählt werden. Mit den Vorarbeiten, war aber das Kriegsjahr 1870 hereingekommen und blieb die Angelegenheit ruhen bis in den Monat August 1871. Am 24. August wurde die Kommission gewählt, bestehend aus den Herren: Branddirektor Zollmann, Hauptmann Gaab, Hauptmann Krell, 2ter Hauptmann Scheurer, Schriftführer Straßburger. Acht Tage nach der Versammlung starb ganz unvermutet Herr Zollmann. An seiner Stelle wurde Herr Scheurer als Branddirektor gewählt, welcher nun den Vorsitz der Kommission übernahm. Die Statuten für den Verband wurden entworfen und beraten, so daß dieselben im Frühjahr 1872 vollendet waren. Nun setzte sich die Kommission mit den im Regierungsbezirk Wiesbaden bestehenden “Freiwilligen Feuerwehren” in Verbindung und es konnte auf den 17. Juli 1872 der erste Feuerwehrtag-Gründungstag nach Wiesbaden berufen werden. Mit demselben war einen Ausstellung von Feuerwehrgeräten verbunden, welche in der königlichen Reitbahn eingerichtet wurde. Ein besonderes Ereignis war es:

Daß SM Majestät unser hochseliger Kaiser Wilhelm I. hier anwesend war.

Zweiter Feuerwehrtag und Beitritt zu Preußischem Landesfeuerwehrverband

Am 2. Juni 1873 wurden die Feuerwehrkameraden zu dem zweiten Feuerwehrtag nach Limburg eingeladen. Anlässlich dieses Feuerwehrtages waren die Freiwilligen Feuerwehren im Regierungsbezirk Wiesbaden schon mit 37 Abgeordneten für 23 dem Verbände angeschlossenen Feuerwehren vertreten. Diese Wehren zählten 2.279 Freiwillige- und 4.506 Pflicht-Feuerwehrmänner.

1885 erfolgte der Beitritt zum Preußischen Landesfeuerwehrverband.

Die Provinz Hessen-Nassau

Die hessischen Hoheitsgebiete im Jahr 1866 - weiß markiert sind die heutigen Grenzen des Bundeslandes (Quelle: Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden 1980)Bild rechts: Die hessischen Hoheitsgebiete im Jahr 1866 - weiß markiert sind die heutigen Grenzen des Bundeslandes (Quelle: Hessisches Landesvermessungsamt Wiesbaden 1980)

Die Verwaltungsstruktur der Provinz Hessen-Nassau im Königreich Preußen galt von 1871 bis 1945. Diese Provinz, die eine Einwohnerzahl von 1.400.370 im Jahre 1871 und 2.675.815 (1939) hatte, war in zwei Regierungsbezirke eingeteilt: Regierungsbezirk Kassel und Regierungsbezirk Wiesbaden.

Der Regierungsbezirk Wiesbaden teilte sich in 14 Landkreise und zwei Stadtkreise auf:

  • Stadtkreis Frankfurt am Main
  • Stadtkreis Wiesbaden
  • Landkreis Biedenkopf
  • Landkreis Dillkreis in Dillenburg
  • Landkreis Limburg
  • Landkreis Main-Taunus-Kreis in Frankfurt-Höchst
  • Landkreis Oberlahnkreis in Weilburg
  • Landkreis Obertaunuskreis in Bad Homburg
  • Landkreis Oberwesterwaldkreis in Westerburg
  • Landkreis Rheingaukreis in Rüdesheim
  • Landkreis Sankt Goarshausen
  • Landkreis Unterlahnkreis in Diez
  • Landkreis Untertaunuskreis in Bad Schwalbach
  • Landkreis Unterwesterwaldkreis in Montabaur
  • Landkreis Usingen
  • Landkreis Wetzlar

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