Waldbrandcamp 2012 in Griechenland

Glogo brandheissriechenland. Tief in den Bergen, zwei Autostunden vom Flughafen Thessaloniki entfernt, in dem kleinen Ort Rizomata, befindet sich die internationale Feuerwehrschule der ESEPA. Hier bietet die ESEPA seit mehr als 10 Jahren interessierten Feuerwehrleuten die Möglichkeit, Erfahrungen in der Waldbrandbekämpfung zu sammeln und sich während eines 14-tägigen Seminars in der Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden ausbilden zu lassen ...


Die ESEPA ist eine 1999 gegründete Organisation, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, den nachhaltigen Aufbau eines landesweiten Netzwerks aus Freiwilligen Feuerwehren nach deutschem Vorbild in Griechenland zu etablieren.

„Hilfsfristen“ bis zu zwei und mehr Stunden

Was für die Menschen in unserem Land eine Selbstverständlichkeit ist, ist für viele Menschen -auch mitten in Europa- eher Glückssache, da die Institution einer „Freiwilligen Feuerwehr“ gänzlich unbekannt ist. Genauso stellte sich noch im Jahr 2000 die Situation in Griechenland dar. Dort kannte man bis vor ein paar Jahren „nur“ die staatlich organisierte Berufsfeuerwehr. Diese sind in der Regel vorwiegend in den größeren Städten und den Touristenzentren des Landes vorhanden. In den bergigen Gebieten jenseits dieser dicht besiedelten Orte leben die Leidtragenden eines solchen Systems. Lange Anfahrtswege über schwieriges Gelände bedeuten da für die Betroffenen Wartezeiten von bis zu zwei und mehr Stunden. Außerdem können die Berufsfeuerwehren aufgrund ihres geringen Personal- und Fahrzeugbestandes nur sehr wenige Einsatzkräfte einsetzen, um nicht die lokale Einsatzbereitschaft zu schwächen. Eine eventuell vorhandene örtliche Feuerwehr ist oftmals überfordert und auf Überlandhilfe angewiesen, welche regelmäßig erst sehr spät eintrifft. Dann ist aus einem kleineren Feuer meist schon ein Großfeuer entstanden, welches wesentlich schwerer zu bekämpfen ist. Auch bei schweren Verkehrsunfällen und anderen alltäglichen Notfällen bedarf es einer schnellen und qualifizierten Hilfe durch Feuerwehr und Rettungsdienst, die es allerdings in vielen griechischen Ortschaften nicht gibt. Eine schnelle und lebensrettende Hilfe innerhalb von 5-15 Minuten (wie z.B. in Deutschland üblich) ist vielerorts einfach nicht möglich, da viele hellenische Gemeinden keine organisierte Feuerwehr vorhalten. Ein Vergleich macht dies deutlich: Während Griechenland lediglich über 10.000 – 14.000 Feuerwehrleute verfügt, so sind es in Deutschland über 1,3 Millionen Brandschützer.

Freiwillige Feuerwehr in Griechenland

Vor dem Hintergrund, dass Griechenland beinahe jedes Jahr von Waldbrandkatastrophen riesigen Ausmaßes heimgesucht wird, durch die nicht nur wertvolle Wald- und Agrarflächen verloren gehen, sondern oft auch Existenzen und Menschenleben auf dem Spiel stehen, hatte Herr Nikos Sachinidis 1999 die Idee, eine freiwillige Feuerwehr-Organisation in Griechenland ins Leben zu rufen. Durch sein Studium in Österreich kannte er das Feuerwehrsystem in den deutschsprachigen Ländern. Mit der tatkräftigen Unterstützung von Bekannten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schaffte er es bereits ein Jahr später die ersten Wachen zu eröffnen.

Genau hier setzt der 2009 in Hannover gegründete Feuerwehrförderverein „Freunde der ESEPA e.V.“ an und unterstützt ehrenamtlich und gemeinnützig den Aufbau und Erhalt von dringend benötigten Freiwilligen Feuerwehren für Griechenland. Die Freunde der ESEPA e.V. möchten u.a. den Aus- und Aufbau freiwilliger Feuerwehr- und Rettungswachen der ESEPA in Griechenland forcieren. Hierbei stehen auch die Ausbildung der griechischen Zivilbevölkerung zu Ersthelfern und Feuerwehrleuten, sowie die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen, Ausbildungs- und Einsatzmaterial im Vordergrund. In den vergangenen Jahren konnten so bereits mehrere Feuerwehrfahrzeuge für die ESEPA beschafft werden. An dieser Stelle möchten wir alle Leser bitten, uns bei der Suche nach Feuerwehrmaterial zu helfen. Denn häufig kann ausgemustertes Feuerwehrmaterial aus Deutschland in Griechenland noch wertvolle Dienste leisten. Hier gilt der Grundsatz: Es ist besser ältere Feuerwehrtechnik zu haben, als gar keine! Wer also über Feuerwehrmaterial verfügt, welches nicht mehr benötigt wird und uns beim Auf- und Ausbau Freiwilliger Feuerwehren helfen kann, schreibt bitte eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Ganz besonders benötigen wir wasserführende Feuerwehrfahrzeuge. Dies liegt an der katastrophalen Wasserversorgung in den ländlichen Gebieten Griechenlands, wo bei Buschfeuern immer ein Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen eingerichtet werden muss.

Neuer ELW-W

In diesem Jahr setzen die Freunde der ESEPA e.V. erstmals den neuen ELW-W (Einsatzleitwagen Waldbrandbekämpfung) in Griechenland ein. Aufgebaut auf einem ehemaligen Polizeifahrzeug des Landes Hessen, verfügt dieser in Deutschland wohl einmalige ELW-W neben der üblichen Beladung eines ELW1 auch über eine umfangreiche Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung. Hierzu zählen u.a. Waldbrandwerkzeuge (Pulaski-, McLeod und Gurgui-Tools), ein Stromerzeuger (Invertertechnologie), Stihl Motorkettensägen nebst Schnittschutzkleidung und Scotty- Löschrucksäcke. Somit kann eine 7- Personen starke Fußtruppe (Hot-Shot-Crew) schnell in das betroffene Einsatzgebiet gebracht werden. Dieser ELW-W wird ab Mitte Juli im Waldbrandcamp verfügbar sein und Ende August wieder die Heimreise nach Deutschland antreten.

Einsatzbereitschaft im Camp

Durch das Waldbrandcamp der Landesfeuerwehrschule wird für den Bereich rund um den Standort Rizomata sowohl der lokale Feuerschutz als auch der Rettungsdienst durch die First-Responder-Wache sicher gestellt. Durch die Feuerwehrleute, die sich im Camp befinden, steht ein kompletter Zug bereit, der bei Waldbränden und Großschadenereignissen in ganz Griechenland eingesetzt werden kann. Dort wird bei Großbränden der bestmögliche Erfolg meist nur dann erzielt, wenn Löschflugzeuge, bzw. Löschhubschrauber, Bulldozer, Tanklöschfahrzeuge und Fußtruppen gemeinsam eingesetzt werden. So obliegt es meist den Löschflugzeugen den riesigen Bränden die Kraft zu nehmen, damit Tanklöschfahrzeuge  nd Fußtruppen die Brände endgültig ablöschen können. Mehr zur Taktik und den Einsätzen erfahren die Teilnehmer während ihrer Ausbildung im Waldbrandcamp, wo sich die Löschmannschaften aus erfahreneren und neuen Kameraden zusammensetzen. Allerdings müssen die neuen und in der Waldbrandbekämpfung meist unerfahrenen Kollegen erst die Grundausbildung durchlaufen, bevor sie gemeinsam mit den „alten Füchsen“ in den Einsatz gehen können. Die Einsätze dauern, anders als in Deutschland, meistens über mehrere Tage an und verlangen dabei den Feuerwehrleuten oftmals einiges an Entbehrungen ab. Denn auch die Anfahrtswege sind manchmal so lang, dass die Einsatzorte erst nach vielen Stunden erreicht werden. Nicht selten wird dann im Schadengebiet unter freiem Himmel, aber auch in Hotels oder öffentlichen Gebäuden übernachtet. Wir können allerdings auch aus Erfahrung sagen, dass sich gerade hierdurch viele neue Freundschaften finden, welche insbesondere durch die gemeinsam gemeisterten Einsätze gefestigt werden.

Das Ausbildungscamp

Die Anreise zum Camp erfolgt auf eigene Kosten und für die 14-tägige Waldbrandausbildung sind 300,- € zu entrichten. Im Camp-Beitrag enthalten sind die griechische Vollverpflegung, Unterbringung in klimatisierten Unterkünften mit je 4 Personen pro Wohneinheit im Standort Rizomata, der Flughafentransfer bei Ankunft und Abflug nach Thessaloniki, sowie die erforderlichen Unterlagen und Lehrmittel.

Es wird 2012 drei Wachschichten geben:
  • Wachschicht 1 - 19.07.2012 bis 02.08.2012
  • Wachschicht 2 - 02.08.2012 bis 16.08.2012
  • Wachschicht 3 - 16.08.2012 bis 30.08.2012
Die ESEPA-Führung geht derzeit von dem Camp-Standort RIZOMATA, sowie von folgenden Einheiten vor Ort aus:
  • 2x Fußtruppen mit jeweils 2 Begleit-TLF
  • 2x TLF-Gruppen mit jeweils 3 Fahrzeugen
  • 1x Führungs- und Versorgungseinheit
Die endgültige Fahrzeugflotte wird kurz vor Camp-Beginn festgelegt.

Informationen zum Camp und zum Förderverein gibt es auf folgenden Internetseiten:
www.esepa.gr
www.freunde-esepa.de
www.forum.esepa.net
www.ff-griechenland.de

Quelle: Andreas Meier, Karsten Triesch