"Erfahrung mit chemischen Stoffen"

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hessen. TUIS ist das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie in Deutschland. Hier stehen Spezialkräfte für besondere Gefahrenlagen zur Verfügung ...
Bauch (2. v. rechts) mit dem Direktor der Branddirektion Frankfurt, Reinhard Ries (3. v. links) im Riederwald. Foto: Kammerer
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Bauch (2. v. rechts) mit dem Direktor der Branddirektion Frankfurt, Reinhard Ries (3. v. links) im Riederwald. Foto: Kammerer

130 Chemie-Werkfeuerwehren, die an 365 Tagen einsatzbereit sind: Das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem TUIS bietet Feuerwehren und Polizei bundesweit Unterstützung bei Unfällen mit Chemikalien – wie am Montag bei einem Chemieunfall im Riederwald, wo ätzende Säure aus einem Tankfahrzeug ausgetreten war. Der Chef der Werkfeuerwehr von Infraserv Höchst, Dr. Markus Bauch, war mit am Einsatzort. Der Industriepark Höchst ist eines von zwölf Notfallzentren von TUIS in Deutschland. Wir sprachen mit Dr. Bauch über das Hilfeleistungs-System.


Herr Dr. Bauch, Infraserv Höchst ist eine der zwölf TUIS-Notrufzentralen in Deutschland. Was geschieht dort?

DR. MARKUS BAUCH: TUIS ist das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der chemischen Industrie in Deutschland. Üblicherweise werden wir von den Berufsfeuerwehren oder Freiwilligen Feuerwehren um Hilfe gebeten, wenn sie in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Einsatz haben, in dem es auch um den Umgang mit chemischen Stoffen geht. Feuerwehrleute sind immer hervorragend ausgebildet, aber beim Umgang mit chemischen Substanzen ist oft besondere Fachkenntnis gefragt. Darum stehen wir, ebenso wie viele andere Werkfeuerwehren der chemischen Industrie, bei Bedarf als Ratgeber oder sogar als Einsatzkräfte vor Ort zur Verfügung, um unsere Kollegen mit unserem Fachwissen, unserer Erfahrung und unserem Spezialgerät zu unterstützen.

Welche Hilfe konnte die Werkfeuerwehr der Infraserv jetzt bei dem Einsatz in Frankfurt leisten?

BAUCH: Im konkreten Fall waren ein Mitarbeiter und ich im Riederwald vor Ort und haben die Einsatzkräfte dort beraten. Weitere Möglichkeiten zu unterstützen sind einfache telefonische Beratungsgespräche oder sogar eine konkrete Beteiligung am Einsatz mit Personal, Gerät und Fahrzeugen. Das war aber in diesem Fall nicht nötig. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt hatte die Lage sicher unter Kontrolle.

Wie oft werden Sie über TUIS um Unterstützung gebeten, und wie weit ist dabei Ihr Einsatzradius?

BAUCH: Wir werden im Schnitt etwa zehn Mal im Jahr vor Ort um Unterstützung gebeten, in welchem Ausmaß, das ist sehr unterschiedlich. Hinzu kommen rund 45 telefonische Auskünfte. Wir decken insgesamt große Teile Hessens und angrenzender Bundesländer ab. Dabei sind wir jedoch nicht alleine. Andere Werkfeuerwehren, etwa aus dem Darmstädter Raum, Ludwigshafen oder Köln, können ebenfalls angefordert werden. Da wir als Werkfeuerwehr verhältnismäßig groß sind, können wir auch größere Einsätze in weiterer Entfernung unterstützen, ohne unsere Aufgaben im Industriepark zu vernachlässigen.

Wo liegen die besonderen Kompetenzen Ihrer Einsatzkräfte?

BAUCH: Unsere Einsatzkräfte haben zum einen eine größere praktische und auch theoretische Erfahrung im Umgang mit chemischen Stoffen. Alle sind besonders geschult. Einige sind sogar promovierte Chemiker. Darüber hinaus haben wir eine über das übliche Maß hinausgehende Ausrüstung für Gefahrguteinsätze, wie etwa Pumpen, Auffangmöglichkeiten oder Dekontaminationstechnik.

Werden auch Fachleute aus der Produktion in die TUIS-Hilfe eingebunden?

BAUCH: Wir können selber nur Mitarbeiter unserer Werkfeuerwehr einbinden. Allerdings haben wir natürlich gute Kontakte in die Branche. Und insofern ist es Teil unserer Expertise, dass wir uns bekannte Fachleute oder andere Fachfirmen bei Bedarf hinzuziehen können.

Artikel vom 15. August 2012, 03.21 Uhr (letzte Änderung 15. August 2012, 05.06 Uhr)

Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.