Hessens Feuerwehren tagten in Baunatal

logo lfvBaunatal. Hessens Feuerwehren sind Garant für den Brandschutz 59. Verbandsversammlung fordert jedoch breitere Unterstützung bei Rahmenbedingungen ...

„Die hessischen Feuerwehren haben insgesamt einen guten Standard, aber es muss alles getan werden, damit dies auch künftig im Interesse der Bevölkerung unseres Landes weiterhin so bleibt! Doch hier gibt es einige berechtigte Sorgen". Diese verdeutlichte der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV Hessen) Ralf Ackermann (Rodgau) in der Stadthalle in Baunatal (Landkreis Kassel) im Rahmen der 59. Verbandsversammlung seiner Organisation, die landesweit 175.000 aktive Einsatzkräfte, rund 500.000 fördernde Mitglieder in 2.600 freiwilligen Feuerwehren, 27.000 Jugendfeuerwehrangehörige in 2.100 örtlichen Gruppen, sowie 57 Werkfeuerwehren und sechs Berufsfeuerwehren vertritt.
59. Verbandsversammlung des LFV Hessen in BaunatalVor rund 250 Delegierten und Gästen, darunter Innenminister Boris Rhein und weiteren Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, warnte der Verbandschef erneut davor, „ohne erkenn-bare Notwendigkeit, das bewährte System des ehrenamtlichen und flächendeckenden Brandschutzes zur Disposition zu stellen. Wir haben ein gut funktionierendes hessisches Feuerwehrsystem, das aber nur dann wirkungsvoll sein kann, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen". Diese sicher zu stellen, ist aus Sicht des LFV Hessen ein Bestandteil elementarer Daseinsvorsorge, die von allen Beteiligten im Brandschutz, insbesondere aber von der Politik und den kommunalen Trägern der Feuerwehren, auch in Zeiten schwieriger Haushaltslagen, zu leisten ist. „Die interkommunale Zusammenarbeit wird seit Jahrzehnten auf freiwilliger Basis durch viele Feuerwehren bereits praktiziert. Eine zwangsweise Zusammenlegung von Standoden kann von uns nicht toleriert werden, da derartige Verwaltungseingriffe weder der Motivation der Einsatzkräfte noch dem Prinzip der Freiwilligkeit entsprechen", betonte Ackermann.

In den vergangenen Jahren, so der LFV-Präsident, hat sich der LFV Hessen recht erfolgreich um die Mitgliederentwicklung und -stabilisierung gekümmert. Doch die erkennbaren Probleme beim demographischen Wandel erfordern eine stärkere Unterstützung durch die Kommunen und deren Entscheidungsträger, „da hier die örtlichen Feuerwehrführungskräfte bei den Personalfragen nicht allein gelassen werden dürfen". Die Kampagne mit dem Motto „Mehr Menschen für die Feuerwehr" wirbt zudem für eine noch stärkere Öffnung der Feuerwehren in Hinblick auf Bevölkerungsgruppen, die - wie beispielsweise Frauen, so genannte „Quereinsteiger" oder Migrantinnen und Migranten - bislang nicht so präsent sind. Der LFV Hessen verfolgt deshalb eine weitere Intensivierung des interkulturellen Dialogs und die Integration aller Bevölkerungsgruppen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihres Geschlechts. Deshalb hat sich zum Beispiel auch der Verband kürzlich an der Integrationswoche des Landes aktiv beteiligt. Der LFV-Präsident forderte schließlich die Fortführung der Mitglieder- und Imagekampagne durch das Innenministerium, an der sich der LFV Hessen wiederum mit Rat und Tat aktiv beteiligen will.

Mensch und Technik

Ackermann machte weiterhin deutlich, „dass immer zwei Komponenten - sowohl der Mensch als auch die Technik - bei der Feuerwehr zusammenspielen müssen". Hinsichtlich der Diskussion um die Anwendbarkeit der so genannten EU-Arbeitszeit-Richtlinie „gibt es nach wie vor ein klares Nein der Feuerwehren, da dadurch das System und Selbstverständnis unseres ehrenamtlichen Brandschutzes massiv gefährdet wird".

Optimierungsbedarf sieht der LFV Hessen zudem im Bereich des gesetzlichen Unfall-versicherungsschutzes, da eine umfassende soziale Absicherung der Feuerwehreinsatzkräfte unverzichtbar ist. Ackermann rief insbesondere die anwesenden Politiker auf, den Verband bei diesen Bemühungen aktiv zu unterstützen, auch wenn es um die „Einführung von angepassten und praxisgerechten Unfallverhütungsvorschriften geht. Gesundheitliche Schäden müssen voll und ganz bei Einsätzen und ohne Wenn und Aber abgedeckt sein". Für den LFV Hessen ist die zeitgemäße technische Ausstattung der Feuerwehren und der Einsatzfahrzeuge eine weitere zentrale Forderung, „so dass hier weiterhin eine solide und kontinuierliche Landesförderung zwingend erforderlich ist". Bei der Einführung des Digitalfunks für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr in Hessen müssen die aktuell noch bestehenden Probleme gemeinschaftlich und zeitnah gelöst, sowie die Zuständigkeiten klar geregelt werden. Die bundesweite Vorbildrolle des hessischen Katastrophenschutzes ist gleichfalls weiter zu entwickeln, und insbesondere ist die Einführung eines einheitlichen Warn- und Alarmierungssystems für die Bevölkerung zu verfolgen. Auch die Bündelung der Integrierten Gefahrenabwehr inklusive des Rettungsdienstes in einem Zuständigkeitsbereich, nämlich beim Hessischen Innenministerium, ist für Ackermann längst überfällig.

Jugendfeuerwehr - mit Blaulicht in die Zukunft

Sorgenvoll, so der LFV- Präsident weiter, muss die aktuelle Entwicklung bei den hessischen Jugendfeuerwehren bewertet werden, „die landesweit einen Rückgang von rund 1.000 Jugendlichen in 2012 verzeichnen. Eine Tendenz, die wir auch vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, der Veränderung durch die Einführung ganztägiger Schulangebote und bei der Vielfalt der Freizeitmöglichkeiten insgesamt ernst nehmen müssen". Ein Mittel, um hier dem Negativtrend entgegen zu wirken, ist aus Sicht des LFV Hessen die Notwendigkeit, möglichst alle verantwortlichen Betreuerinnen und Betreuer optimal für ihre Jugendfeuersvehrarbeit zu qualifizieren. Mit Projekten wie „Jugendfeuerwehren - strukturfit für Demokratie", der Beteiligung im Rahmen der LFV-Integrationskampagne und im Bereich der Nachhaltigkeitsstrategie des Umweltministeriums, bei der sich die Jugendfeuerwehren mit dem Slogan „Mit Blaulicht in die Zukunft" einbringen, sieht Ackermann die Hessische Jugendfeuerwehr als modernen Jugendverband „gut aufgestellt". Das Jugendfeuerwehr-Ausbildungszentrum in Marburg-Cappel entspricht dagegen nach Einschätzung des LFV Hessen nicht mehr den „heutigen Anforderungen. Deshalb fordern wir vom Land umgehend eine mittelfristige Planung für einen Neubau vorzulegen, damit eine zeit-gemäße Aus- und Fortbildung der Multiplikatoren in der Jugendfeuerwehrarbeit auch in der Zukunft gesichert ist". Weiterhin weist Ackermann auf die Implementie-rung des Moduls Brandschutz im Rahmen der Selbsthilfe an den Schulen hin.

Diskussionsrunde und Regularien Im Rahmen der 59. Verbandsversammlung in der Stadthalle Baunatal beschäftigten sich die Delegierten der hessischen Feuerwehren zudem mit weiteren aktuellen Fragen und Themen des Brand- und Katastrophenschutzes. Hierzu fand im informellen Teil der LFV-Tagung zudem eine spannende Diskussionsrunde mit Vertretern der Landtagsfraktionen zur Zukunft statt. Im formellen Teil wurden schließlich die anstehenden verbandliche Regularien (wie z.B. Haushaltsangelegenheiten, Berichte der LFV-Gremien, Wahlen etc.) durch die knapp 200 Delegierten beraten und abgehan-delt. Präsident Ackermann ehrte zudem Thomas Iiinz (Fulda), Vorsitzender des LFV-Ausschusses Gesundheitswesen, mit der LFV-Medaille. Zur erneuten Wahl ins LFV-Präsidium stehen Sozialreferent Ralph Stühling (Pfungstadt), Frauensprecherin Karin Plehnert-Helmke (Melsungen) und Medienreferent Holger Schönfeld (Marburg).

Wolfgang Reinhard ausgezeichnet

Der jetzige Vizepräsident des LFV Hessen und vorheriger Vorsitzender des Nassauischen Feuerwehrverbandes (NFV) Wolfgang Reinhard wurde auf der Verbandsversammung von Innenminister Boris Rhein für seine zahlreichen Tätigkeiten für die Feuerwehren in Hessen mit dem Brandschutzehrenzeichen als Steckkreuz des Landes Hessen ausgezeichnet.
Wolfgang Reinhard wird von Innenminister Boris Rhein mit dem Brandschutzehrenzeichen als Steckkreuz des Landes Hessen ausgezeichnet
NFV: Der NFV bedankt sich in diesem Zusammenhang ebenfalls bei seinem ehemaligen Vorsitzenden und gratuliert herzlich zur verdienten Auszeichnung.