Pilot zur Sensibilisierung von Lkw-Fahrern für Rettungsgasse

Wiesbaden. Im Rahmen der Kampagne „Rettungsgasse“ des Hessischen Innenministeriums hat Innenminister Peter Beuth heute für ein landesweites Pilotprojekt fünf CB-Funkgeräte an die Feuerwehren aus Bad Hersfeld, Kirchheim, Limburg, Seligenstadt und Neu-Isenburg übergeben. Die Feuerwehren können damit Lkw-Fahrer in acht Sprachen auf Unfälle hinweisen und zur Bildung der Rettungsgasse auffordern ...

Innenminister Peter Beuth übergibt fünf Geräte für den Pilotversuch zur Sensibilisierung von Lkw-Fahrern für Rettungsgasse - © HMdISBild: Innenminister Peter Beuth übergibt fünf Geräte für den Pilotversuch zur Sensibilisierung von Lkw-Fahrern für Rettungsgasse - © HMdIS

Die Kosten für die Beschaffung der fünf Geräte für den Pilotversuch belaufen sich inklusive Zubehör auf 26.263 Euro und werden komplett vom Land Hessen übernommen.

„Heute starten wir die nächste Etappe unserer Kampagne Rettungsgasse. Die Hessische Landesregierung verstärkt damit ihre Anstrengungen, die Verkehrsteilnehmer für dieses lebenswichtige Thema zu sensibilisieren. Wir wollen nun insbesondere die Zielgruppe der Lkw-Fahrer in den Fokus nehmen. Brummi-Fahrer können mit den CB-Funkgeräten gezielt durch die Feuerwehren angesprochen und zur oft lebensrettenden Bildung der Rettungsgasse aufgefordert werden. Das tun wir auf innovative Weise und über das Kommunikationsmittel, das auch von den Lasterfahrern genutzt wird“, sagte Innenminister Peter Beuth.

CB-Funk ist Hauptkommunikationsmittel der Lkw-Fahrer

Durch den Wechsel auf die mittlere Fahrspur bei stockendem Verkehr werden häufig die beiden rechten Fahrspuren mit einem Lkw belegt. Die Bildung der notwendigen Durchfahrtsbreite in der Rettungsgasse wird dadurch erschwert. Über 70 Prozent der Lkw-Fahrer nutzen den CB-Funk als Hauptkommunikationsmittel, um sich mit Kollegen über die Verkehrssituation auszutauschen. Dies tun sie üblicherweise in ihrer jeweiligen Landessprache, auf einem sprachspezifischen Funkkanal. Dabei haben sich bestimmte Kanäle für die einzelnen Landessprachen etabliert, auf denen sich die Fahrer über alle möglichen Informationen rund um den Straßenverkehr austauschen.

Warntext gleichzeitig in acht Sprachen auf acht Funkkanälen

Das CB-Funkwarngerät VA-FWS 27 PLL der Firma B&E Antec aus Nürnberg ist in der Lage, gleichzeitig auf acht CB-Funkkanälen einen eingespeicherten Funkspruch jeweils in einer separaten Sprache auszusenden. Dadurch ist es möglich, Lkw-Fahrer in ihrer jeweiligen Landessprache vor den herannahenden Einsatzfahrzeugen zu warnen und zum Bilden einer Rettungsgasse aufzufordern. Dafür wird der Satz „Achtung! Es folgen Einsatzfahrzeuge, bilden Sie eine Rettungsgasse!“ in acht Sprachen ausgestrahlt. An der Einsatzstelle kann der ausgesendete Funkspruch in „Achtung! Gefahrenstelle!“ umgeschaltet werden. Dadurch soll verhindert werden, dass es zu folgenschweren Kollisionen mit den Einsatzfahrzeugen an einer abgesicherten Einsatzstelle kommt. Die Reichweite beträgt rund 1.000 m und lässt den Lkw-Fahrern somit genug Zeit zur Reaktion. Die Kanalverteilung orientiert sich an den acht am häufigsten gesprochenen Sprachen der Lkw-Fahrer auf deutschen Autobahnen und gestaltet sich wie folgt:

  • Kanal 8 AM: Ungarisch
  • Kanal 9 AM: Deutsch
  • Kanal 10 FM: Tschechisch
  • Kanal 15 AM: Russisch
  • Kanal 19 FM: Deutsch/Englisch (Niederlande)
  • Kanal 21 FM: Türkisch
  • Kanal 22 FM: Rumänisch
  • Kanal 28 AM: Polnisch

„Mit der CB-Funkwarneinrichtung wird es uns nun künftig gelingen, die Lkw-Fahrer über den Funkkanal in ihrer jeweiligen Sprache zu informieren und zu warnen. Die Funkwarnungen bedeuten einen erheblichen Sicherheitsgewinn für die Einsatzkräfte und alle Verkehrsteilnehmer. Hessens Straßen werden dadurch noch sicherer. Auch schwere Kollisionen mit Einsatzfahrzeugen an einer abgesicherten Unfallstelle, wie zuletzt im August 2015 auf der A 3 bei Obertshausen, sollen damit zukünftig vermieden werden. Der Einsatz von CB-Funkwarneinrichtungen in Feuerwehrfahrzeugen ist nicht nur innovativ, sondern auch eine wirkungsvolle Hilfe für die zügige Bildung einer Rettungsgasse. Das lassen wir uns einiges kosten, aber dieses Geld ist gut in die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer investiert“, sagte der Innenminister.

Pilotphase bei fünf Feuerwehren mit starker Einsatzfrequenz

Das Gerät ist in einem tragbaren Koffer verstaut und kann somit ohne Werkstattaufenthalt einfach und problemlos in jedes Einsatzfahrzeug eingebaut werden. Die Technik kommt bereits seit einigen Jahren erfolgreich bei HessenMobil zur Absicherung der Verkehrssicherungsanhänger (VSA) zum Einsatz. Die technische Erweiterung für den Einsatz in Feuerwehrfahrzeugen ist jedoch neu und bisher lediglich bei einer Feuerwehr in Oberfranken im Einsatz. Um die Wirkung in Hessen zu erproben, wurden fünf hessische Feuerwehren mit starker Einsatzfrequenz auf Autobahnen für einen Pilotversuch ausgewählt. Zum Einsatz kommen die Geräte bei den Feuerwehren Bad Hersfeld, Kirchheim, Limburg, Seligenstadt und Neu-Isenburg. Zusätzlich werden großflächige Aufkleber an den Heckseiten der Fahrzeuge auf die Freihaltung der Rettungsgasse für nachfolgende Einsatzkräfte hinweisen.

Freie Fahrt für Einsatzkräfte: Landesregierung setzt Schwerpunkt bei Rettungsgassen

Trotz einer deutlichen Anhebung der Bußgelder für das Nicht-Bilden von Rettungsgassen blockieren immer wieder Auto- und Lkw-Fahrer die lebensrettende Spur für die Einsatzkräfte. Innenminister Peter Beuth appellierte erneut an alle Verkehrsteilnehmer: „Wer keine Rettungsgasse bildet, gefährdet Menschenleben. Es gibt sogar immer wieder Autofahrer, die es fertigbringen, die Gasse für ein schnelleres Vorankommen im Stau zu missbrauchen. Seit September 2017 ist diese Rücksichtslosigkeit jetzt so teuer, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer zweimal überlegt, ob ein paar Minuten Zeitersparnis ein Bußgeld von mindestens 200 Euro, Punkte in Flensburg und ein mögliches Fahrverbot wert sind. Ich freue mich sehr, dass der Bundesrat die hessische Initiative aufgegriffen hat.“

Erweiterte Präventionskampagne: Neue Banner, Aufkleber, Parkscheiben, Flyer

Seit dem Start der Rettungsgassen-Kampagne im Sommer 2015 wurden rund 350.000 Flyer verteilt, Plakate an Behörden und Institutionen ausgegeben und Verkehrsteilnehmer landesweit mit Brückenbannern auf die wichtige Maßnahme hingewiesen. „Wir haben von Anfang an auch auf Prävention gesetzt und uns liegen zahlreiche Berichte von Einsatzkräften vor, wonach sich das Bewusstsein der Fahrerinnen und Fahrer für das Bilden der Rettungsgasse bereits verbessert hat. Wir wollen darauf aufbauen und unsere Kampagne intensivieren“, sagte der Innenminister. Neue Brückenbanner, Aufkleber für Einsatz- und Privatfahrzeuge, Parkscheiben, Plakate und weitere Flyer – mit der Erweiterung der erfolgreichen Kampagne will die Landesregierung dafür Sorge tragen, dass die „Rettungsgasse“ immer wieder in Erinnerung gerufen wird. Unter Federführung des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport wurde im Jahr 2015 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um mit der Unterstützung des Verkehrs- und des Sozialministeriums sowie des Landesfeuerwehrverbandes Hessen e. V. und der Initiative „Rettungsgasse rettet Leben“ landesweit auf das wichtige Thema hinzuweisen.

logo hessenQuelle: Hessisches Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS)