NFV tagte mit Fachvortrag zum „Großbrand Rettershof“

Nassauer Land. Alle zwei Jahre treffen sich die Delegierten des Nassauischen Feuerwehrverbandes (NFV) zu einer Verbandsversammlung, um die Verbandsarbeit abzustimmen; so auch Ende August 2019 in Idstein ...

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Fachvortrag

Zu Beginn der Versammlung stand ein Fachvortrag zum „Großbrand Rettershof“ im Main-Taunus-Kreis auf dem Programm. Einsatzleiter Frank Darmstadt erläuterte als stellvertretender Stadtbrandinspektor detailliert den Ablauf und die getroffenen Maßnahmen, was von den Zuhörern aufmerksam verfolgt wurde.

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Neben 59 Delegierten freute sich Vorsitzender Norbert Fischer, dass auch einige Ehrengäste aus der Politik der Einladung gefolgt waren.

Jahresbericht des Vorsitzenden

Neben den Themen des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV), wie „Feuerwehr 4.0 – wohin gehen wir in der digitalen Zeit?“ und der Vision „Feuerwehren im Jahr 2040 – Sind Hessens Feuerwehren gut gerüstet?“, die auch im NFV diskutiert und behandelt wurden, berichtete Vorsitzender Norbert Fischer in seinem Jahresbericht über die weiteren Arbeiten zu nachfolgenden Themenbereichen:

Die technische Entwicklung schreitet schnell voran, das Wort „Smart Home“ ist in aller Munde. Es sei daher auch Aufgabe der Verbände und somit auch des Nassauischen Feuerwehrverbandes sich ständig mit den neuen Rahmenbedingungen zu beschäftigen und innerhalb des Verbandsystems für eine einheitliche Haltung für die Gespräche mit den politischen Entscheidungsträgern und Gremien sowie für eine starke Lobbyarbeit zu sorgen, so Fischer.

Weiterhin berichtete Fischer: Die Entwicklung der Anzahl der Einsatzkräfte auch in NFV ist stabil. Hessenweit finden rund 2.600 Personen pro Jahr den Weg zur Feuerwehr, die nicht in der Jugendfeuerwehr waren – eine tolle Leistung! Erfolgreiche Kampagnen des Landes, aber vor allem auch örtliche Initiativen wie in Limburg-Weilburg dienen hier als hervorragende Ideenschmiede für die Nachwuchswerbung. Die Altersstruktur in unseren Feuerwehren verändert sich – sie ist etwas ausgeglichener über die verschiedenen Altersstufen, als die Jahre zuvor. Allerdings wird ab dem 50. Lebensjahr das Engagement weniger und fällt über 62 Jahre erheblich ab.

Das Projekt Integration, Feuerwehr in der Schule oder 10 Jahre Freiwilliges Soziales Jahr bei den Feuerwehren wurden auch vom NFV begleitet und in vielen Landkreisen des Bezirksverbandes oder auch bei einzelnen Feuerwehren wird hiervon Gebrauch gemacht, mit positiven Erfahrungen. Es muss gelingen, Feuerwehr in der Schule viel stärker zu positionieren. Aber Ehrenamtlichkeit hat bei einer solchen Umsetzung auch personelle Grenzen. Deshalb fordert der NFV eine personelle Ausstattung aller Landkreise und den gleichen Status wie bei der Verkehrserziehung. Letztendlich bedarf es aber der klaren Einbindung der Brandschutzerziehung in die Lehrstruktur der Schulen, so Fischer.

Zum Thema „Führungskräfte erhalten keine Ehrenamtscard“, was bereits lange moniert wurde, gebe es leider bisher keine Änderung, führte Fischer aus. Auch die Aussage der Prüfung einer Karte bzw. vergünstigte Fahrscheine für Feuerwehrleute im ÖPNV seien nach wie vor offen.

Aufgrund einer massiven medienwirksamen Arbeit des LFV, einer Resolution bei der Verbandsversammlung des LFV in Frankfurt und einem massiven Widerstand und Gesprächen mit der Landesregierung wurden nun nahezu alle unsere berechtigten Forderungen bezüglich eines verbesserten Versicherungsschutzes bei tödlichen Unfällen und für dauerhaft Schwerstverletzte inzwischen weitestgehend erfüllt, wie Fischer berichtete.

Bezüglich der zahlreich bewältigten Wald- und Wiesenbrandeinsätze in den vergangenen Sommern, die allesamt gut gemeistert wurden, bedankte sich Fischer bei allen Feuerwehrkräften. Diesbezüglich stellen sich aber auch Fragen, wie „Sind wir überhaupt gerüstet mit teilweise schweren unbewegliche Einsatzfahrzeugen, vorhandener Technik und bisheriger Einsatztaktik?“ Wir müssen uns bewusst sein, dass in den nächsten Jahren das Klima in unserer Region trockener wird und auch die öffentliche Gefahrenabwehr sich darauf einstellen muss. Auch dieses Thema gehört in die Zukunftsdiskussion der Entwicklung der Feuerwehren und wurde noch nicht in Gänze realistisch angepackt. Positiv zu erwähnen ist, dass das Land inzwischen in Sachen bedarfsgerechter Einsatzausstattung hier schon mit Waldbrand-Löschsets und mobilen Löschwasserbehältern sowie Abrollbehältern Waldbrand reagiert hat.

Zum Thema „Respekt“ sei anzumerken, dass aktuell bei den sehr schweren Unwettern im Landkreis Offenbach Ende August die Einsatzkräfte wieder Beschimpfungen und Beleidigungen hinnehmen mussten. Absolut nicht tolerierbar sind die Behinderungen von Einsatzkräften bei der Hilfe für den Nächsten. Gewalt gegen Einsatzkräfte ist nicht akzeptabel, hob Fischer hervor.

Weitere Themen, die Fischer im Jahresbericht kurz beleuchtete waren „Info-Line, um Feuerwehrleuten nach psychisch belastenden Einsätzen die Möglichkeit zu geben, sich anonym beraten zu lassen“, die „Heckbeklebung von Einsatzfahrzeugen zum Themenbereich Rettungsgasse“, die „Alarmierung im Digitalfunk“ und die damit verbundene Ausstattung der „Servicepoints“ sowie die Zuständigkeit von Hessen–mobil bei Ölspuren, herabfallenden Bäumen bzw. Ästen etc.

Zum Abschluss des Jahresberichtes stellte Fischer fest, dass der NFV sich als Schnittstelle der Kreisfeuerwehrverbände zum Landesfeuerwehrverband nahtlos in die Verbandsstruktur einfüge und so eine Plattform der Problemsammlung und Ideenfindung mit der Funktion eines Sprachrohrs der Kreisverbände zum Landesverband und zur Politik bilde.

In diesem Zusammenhang dankte er den Vorstandsmitgliedern, Ordensverwalter Klaus-Dieter Jung, den zahlreichen Mitarbeitern aus den Kreisverbänden, die in den Fachausschüssen des LFV mitwirken bzw. tätig waren sowie allen Kameradinnen und Kameraden in den Feuerwehren.

Grußworte der Ehrengäste

Die Ehrengäste hoben in Ihren Grußworten die Arbeit der Feuerwehren hervor und dankten für die Einladung.

Martin Rabanus, MdB, konstatierte, dass engagierte Verbände wichtig seien, um die Politik zu informieren, damit die erforderlichen Schritte eingeleitet werden. Der Bund würde in Kürze über 300 Löschfahrzeuge ausliefern, um die Arbeit des Katastrophenschutzes und hier insbesondere der Feuerwehren zu unterstützen. Hierfür hat der Bund ein 100 Mio.-Euro-Programm aufgelegt.

Marion Schardt-Sauer, MdL, erklärte, dass Ihre Teilnahme insbesondere als Wertschätzung gegenüber den Feuerwehren und den Verbänden zu verstehen sei. Die Politik sollte zuhören, damit bekannt ist, wo der Schuh drückt.

Marius Weiß, MdL, stellt fest, dass wenn es um die Feuerwehr gehe, die politischen Vertreter zusammenrücken würden. Die Kameradinnen und Kameraden müssten die beste Ausstattung erhalten, damit Leben gerettet werden kann und der Eigenschutz der Wehrleute gewährleistet ist. Zudem sei eine vorausschauende Personalplanung wichtig. Es müsse zudem dafür gesorgt werden, dass mehr Arbeitsplätze im ländlichen Raum bzw. als Home-Office-Plätze entstünden, damit die Einsatzkräfte auch tagsüber zur Verfügung stehen.

Frank Kilian, Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, dankte insbesondere für den Einsatz der Feuerwehren beim Brand im Rettershof und bei einem ähnlich gelagerten Brand im Ebentaler Hof in der Nähe von Rüdesheim. Jeder Euro, der in die Feuerwehren investiert würde, zahle sich aus. Leider sei die Beschaffung des bestmöglichen Materials nicht immer einfach. Für die Zukunft prognostizierte er mehr Einsätze aufgrund der Klimaänderungen und wünschte den Wehren die Unterstützung seitens der Politik, damit auch in Zukunft der Bevölkerungsschutz gewährleistet sei.

Landesbranddirektor Harald Uschek überbrachte die Grüße von Innenminister Peter Beuth, Staatssekretär Dr. Stefan Heck und Schulleiter der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) Erwin Baumann. Im vergangenen Jahr seien von den hessischen Feuerwehren 5118 Personen gerettet worden. Zudem stellte er dar, dass das Land Hessen die Kapazitäten an der HLFS bis 2024 um 22% auf 390 Plätze erweitern wird. Das Ausbildungszentrum der Hessischen Jugendfeuerwehr in Marburg-Cappel wird um 31% erhöht. Der erste Bauabschnitt soll im März 2020 und der zweite Abschnitt im Jahr 2022 fertiggestellt sein. Im vergangenen Jahr investierte das Land 27 Mio. Euro in Fahrzeuge und Feuerwehrhäuser. Dieser Betrag wurde für 2019 auf 40 Mio Euro erhöht. Die zentrale Beschaffung von LF 10 KatS und MLF sei angestoßen.

Arno Vetter, Geschäftsführer SV Sparkassen Versicherung, ist stolz darauf, dass 72% aller Wehren bei der SV versichert seien. Die SV wird für Kristall Mitglieder je eine Wärmebildkamera übergeben.

Ehrungen und Ernennungen

Dem bisherigen Vertreter der Berufsfeuerwehren im NFV, Harald Müller, wurde bei dessen Verabschiedung aus dem aktiven Dienst bereits das Goldene Ehrenkreuz des Nassauischen Feuerwehrverbandes für besondere Verdienste verliehen. Er wurde von der Versammlung nunmehr zum Ehrenmitglied ernannt.

Als neuer Vertreter des Main-Taunus-Kreises wurde Eric Neugebauer und als neuer Vertreter der Berufsfeuerwehren Andreas Kleber, Abteilungsleiter Freiw. Feuerwehr bei der BF Wiesbaden, bestätigt. Als Vertreter der Ehren- und Altersabteilung wurde Franz-Josef Sehr bestimmt.

Jugendfeuerwehren

Zum Abschluss gab Jeanette Müller einen Bericht über die Tätigkeiten der Jugendfeuerwehren im NFV ab. Insgesamt engagierten sich in den 693 Jugendfeuerwehren des NFV 8.909 Jugendliche (1/4 davon weiblich) in den Wehren. So wurden im Jahr 2018 insgesamt 91.264 Stunden geleistet. Bei den 742 Jugendwarten, 11 Kreis-/Stadtjugendwarten und 1.272 Betreuern kamen noch 70.986 Stunden für Sitzungen, Aus- und Fortbildungen hinzu, die somit 162.250 Stunden zusätzlich zum „normalen“ Feuerwehrdienst ableisteten.
Neben 1.447 Neueintritten, 488 Übertritten aus den Kinderfeuerwehren in die Jugendfeuerwehren und 473 Übertritten aus den Jugendfeuerwehren in die Einsatzabteilungen waren leider auch 1.390 Austritte zu verzeichnen.

Besonders hervorzuheben sei, dass Bundesaußenminister Heiko Maas bei der Leistungsspangenabnahme in Aßlar sich Zeit für die Jugendlichen nahm, so Müller.

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