Brandgefahr E-Auto?

Berlin. Lichterloh brennende E-Autos machen auf Fotos und Videos im Internet regelmäßig die Runde. Gefolgt von Kommentaren, dass Stromautos besonders schnell brennen würden und sich derartige Batteriebrände nicht so einfach löschen ließen ...

Feuerwehr gegen Feuerball: Geht von E-Autos eine höhere Brandgefahr aus? FOTO: DPABild: Feuerwehr gegen Feuerball: Geht von E-Autos eine höhere Brandgefahr aus? FOTO: DPA

Was Feuerwehr und Unfallforscher zur überhitzten Debatte sagen

VON CLAUDIUS LÜDER

Das Thema kocht immer wieder hoch. Mindestens eine Kommune ging sogar so weit, Parkhäuser und Tiefgaragen für E-Autos zu sperren. Was ist dran an der Sache?

"Tatsache ist, dass nach unseren Erkenntnissen von E-Autos keine höhere Brandgefahr ausgeht als von konventionell angetriebenen Autos", sagt Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kann aus seiner Statistik kein höheres Brandrisiko für Stromer ableiten.

Brennen können natürlich auch E-Autos. Im Unterschied zu einem Diesel oder Benziner, bei dem die Brandgefahr beispielsweise von ausgetretenem Kraftstoff oder heißen Oberflächen des Abgassystems ausgehen kann, stehen bei einem E-Auto andere Bereiche im Fokus. "Ursachen können hier geschädigte Batteriezellen oder Defekte im Batteriemanagementsystem sein", sagt Egelhaaf. Unterschieden werden müsse zudem, aus welchen Situationen heraus ein Brand entstehe. "Bei Unfallfolgebränden gibt es aus unserer Erfahrung keinen Unterschied im Risiko zwischen E-Autos und Verbrennern."

Auch die Feuerwehr stuft Fahrzeugbrände an E-Autos nicht als risikoreicher ein. "Das Löschen eines Stromers gestaltet sich unter Umständen etwas schwieriger als die Brandbekämpfung von herkömmlichen Kraftfahrzeugen, aber nicht komplexer oder gefahrbringender als etwa ein Brand eines gasbetriebenen Kfz", sagt Peter Bachmeier, Leitender Branddirektor vom Deutschen Feuerwehrverband (DFV).

Das Löschen eines Fahrzeugbrandes in einer Garage sei immer mit erheblichen Gefahren und Risiken verbunden, das aber gelte für Fahrzeuge aller Antriebsklassen. Schwieriger ist das Löschen eines E-Autos, weil ein Batteriebrand mit viel Wasser bekämpft wird, mit dem die Speicherzellen heruntergekühlt werden. Weil die großen Batteriepakete aber bei den meisten Fahrzeugen gut geschützt im Unterboden verbaut sind, geht es für die Einsatzkräfte vor allem darum, das Löschwasser dort schnell hinzubekommen.

Renault hat hierfür im Akku des Zoe einen Fireman Access eingebaut, eine Art Einfüllstutzen für Löschwasser. Ein Ansatz, den die Feuerwehr begrüßt. "Für uns nicht zielführend ist allerdings, wenn je nach Fahrzeughersteller oder gar Fahrzeugtyp eigene Lösungen gefunden werden", sagt Bachmeier. Dann müsste die Feuerwehr im Einsatz beispielsweise bei Auffahrunfällen auf der Autobahn erst suchen, wo sich welches Auto mit welchem Löschsystem befinde. Das Ziel müssten daher einheitliche und automatisch auslösende Schutzsysteme sein.

Zum Einsatz kommen derzeit verschiedene Methoden, um das Löschwasser schnell an die Batteriezellen zu bringen. "Versuche wurden auch mit einer speziell für Elektrofahrzeuge entwickelten Löschlanze gemacht, mit der das Batteriegehäuse durchstochen und Wasser eingebracht wird", erklärt Egelhaaf. Das komplette Versenken eines Stromers bis zur Oberkante der Batterie wird Dekra zufolge nur in Ausnahmefällen empfohlen.

Befindet sich ein brennendes E-Auto in einer Garage, sieht der Leitfaden der Feuerwehren vor, die Batterie vor Ort herunterzukühlen und den Wagen dann ins Freie zu ziehen. Die Brandintensität eines Autos hängt weniger mit der Antriebsart zusammen als mit den verbauten Materialien, vor allem den Kunststoffen. Bei der Verbrennung sorgen die für viel Rauch und toxische Gase.

Crashtests untersuchen Risiken

Dass ein Elektroauto nach einem Unfall Feuer fängt, ist höchst unwahrscheinlich. Bei Crashtests schneiden E-Autos dem ADAC zufolge häufig sogar besser ab. Auch die Dekra-Unfallforschung kam bei mehreren gemeinsam mit der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführten Crashtests zu einem ähnlichen Ergebnis. "Bei keinem der vier extremen Tests, die wir durchgeführt haben, kam es zu einem Brand. In allen Fällen wurde das Hochvolt-System außerdem automatisch abgeschaltet", so Egelhaaf. Dieser Schutzmechanismus soll verhindern, dass der Strom aus der Batterie nach einer schweren Kollision zu einem Brand oder zu einer elektrischen Gefährdung führt.

Sinnvoll ist es für Autofahrer in jedem Fall, einen Feuerlöscher an Bord zu haben - egal, ob sie einen Verbrenner oder Stromer fahren. "Mit einem kleineren Handlöscher ist es immer möglich, einen Entstehungsbrand im 12-Volt-Bordnetz zu bekämpfen", sagt Egelhaaf.

Daneben gilt, dass Autofahrer nie selbst an den mit der Farbe Orange gekennzeichneten Komponenten des Hochvolt-Systems eines E-Autos Hand anlegen dürfen. Zudem sollten E-Autofahrer immer darauf achten, ihr Fahrzeug mit intakten Ladekabeln an einem geeigneten Netz aufzuladen. "Unsachgemäß reparierte oder defekte Ladekabel können ebenso zu Bränden führen wie das Laden an nicht ausreichend dimensionierten gebäudeseitigen Strominstallationen", warnt Egelhaaf.

Die in unseren Breiten üblichen, auch extremeren Temperaturen hingegen seien kein Problem für Elektrofahrzeuge, da die Batteriepakete gut abgeschirmt und darauf ausgelegt seien.

Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.Hinweis: Verwendung der Artikel der Nassauischen Neuen Presse mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Societäts-Druckerei.