Wofür steht die Feuerwehr?

Berlin. Wann immer sich eine Organisation auf den Weg zu einem eigenen Leitbild macht, ist dies eine gute Gelegenheit, die eigenen Werte und Ziele zu prüfen, sie nötigenfalls zu aktualisieren und enger zusammen zu rücken ...

Lars Oschmann (DFV)Bild: Lars Oschmann (DFV)

Auf einem Fachtag verständigten sich sächsische Kameradinnen und Kameraden über die eigenen Werte

Um dies für die sächsischen Feuerwehren zu ermöglichen, hatte das Projekt „Aspekt 112“ des Landesfeuerwehrverbandes (LFV) Sachsen den Fachtag „Zusammenhalt Feuerwehr“ am 5. November 2022 seit Monaten vorbereitet. Im Konferenzzentrum Dresden Flughafen trafen sich rund 50 Interessierte, um über das wichtige Thema zu diskutieren.

Durch den Tag führte als Moderator Hermann Zengler. Selbst seit Jahrzehnten Feuerwehrmann, war er in diesem Jahr bereits auf den Messen „INTERSCHUTZ“ und „FLORIAN“ zu erleben. Er lobte die Kreativität des LFV Sachsen bei den öffentlichen Aktivitäten, die keineswegs selbstverständlich seien.

Er begrüßte als erstes Lan Böhm, die Leiterin der Regiestelle des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ (Z:T), in dessen Rahmen „Aspekt 112“ agiert. Sie betonte die Wichtigkeit der Feuerwehr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Obschon gerade für die Feuerwehr eine parteipolitische Neutralität geboten sei, sei die Feuerwehr keineswegs neutral gegenüber den demokratischen Werten des Grundgesetzes, sondern dürfe und müsse sich auch zu sozialen Problemen äußern.
Lars Oschmann, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, erklärte, dass sich ein lebendiges Feuerwehrwesen gerade in Krisenzeiten seiner Werte bewusst sein müsse. Das Bundesprogramm Z:T könne die Methoden dazu liefern. Er erinnerte an die traditionellen Werte der Feuerwehr und an die Werte, die die Deutsche Jugendfeuerwehr unter dem Motto #jugendfeuerWEhRT für sich erarbeitet hat.

An Oschmann schloss Gunnar Ullmann, Ständiger Vertreter des Vorsitzenden beim LFV Sachsen, an. Er fragte kritisch, ob Werte wie Zusammenhalt und Respekt denn heutzutage bei Auseinandersetzungen auch auf Führungsebene gelebt werden. Auch sei für ihn fraglich, ob für die Politik der Bundesregierung der Wert der Feuerwehr an sich eine große Rolle spiele. Hier gelte es, sich einzumischen.

Es folgten Vorträge auf wissenschaftlichem Gebiet. So leitete Professor Werner J. Patzelt die „bürgerlichen Pflicht- und Akzeptanzwerte“ der Feuerwehr soziologisch her. Seit Jahren würden diese aber ergänzt durch „postmaterialistische Selbstentfaltungswerte“. Dies wurde bestätigt von Doktor Jörg Heidig, der eine Befragung von 700 sächsischen Feuerwehrleuten im vergangenen Jahr auswertete. Nach wie vor stünden Werte wie Kameradschaft und Verantwortung hoch im Kurs. Doch zukünftig würden Werte wie Experimentierfreude und Digitalisierung an Einfluss gewinnen.

Schließlich stellte Daniel Thomas Geis vom Z:T-Projekt „Heimat – Menschen – Vielfalt – Feuerwehr!“ den Werteprozess des LFV Rheinland-Pfalz ab 2017 vor. Er gab Praxisbeispiele für die gelingende Öffentlichkeitsarbeit und ermutigte dazu, auch in Sachsen bei der Wertevermittlung aktiv zu sein.

Nachdem die Werkfeuerwehr des Flughafens Dresden auf dem Rollfeld den Löscheinsatz des Fahrzeugs „Panther III“ demonstriert hatte und eine warme Mahlzeit eingenommen wurde, ging es für die Anwesenden in die Workshops. Hier wurde über die Werte in der Jugendfeuerwehr, der Einsatzabteilung und auf der Führungsebene gesprochen. Die Ergebnisse wurden nachmittags vorgestellt und der Tag auf dem Abschlusspodium zusammengefasst. Die Diskussionsteilnehmer riefen die Zuschauer dazu auf, die eigenen Werte in der Feuerwehr zu leben und sich am weiteren Leitbildprozess zu beteiligen. In Sachsen ist ein weiterer Schritt auf einem spannenden Weg gemacht.

News des Deutschen FeuerwehrverbandesQuelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)