„DFV direkt“ zu „Vegetationsbrandbekämpfung in Deutschland“

Berlin. „Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung“, forderte Dr. Ulrich Cimolino, Leiter des DFV-Arbeitskreises Waldbrand, im Rahmen seines Fachvortrages zum Thema Vegetationsbränden im Format „DFV direkt“ ...

Bild: DFV

„Erfahrungswissen ist nicht ausreichend vorhanden, wir müssen das über die Ausbildung abfangen“, stellte Cimolino im Rahmen seines Online-Vortrages fest, der mit 550 Personen einen neuen Teilnahmerekord aufstellte.

Vegetationsbrände stellen für die Einsatzkräfte aus verschiedenen Gründen besondere Herausforderungen dar. Neben den meist ausgedehnten und unübersichtlichen Einsatzstellen ist die Entwicklung mit Blick auf Wind und Topographie häufig schwer zu beurteilen. Zur Hauptwindrichtung ausscherende Böen und neue Brandinseln durch Funkenflug bieten zudem eine zusätzliche Dynamik.

Die Kommunikation kann auf verschiedenen Ebenen zu Problemen führen. Zunächst besteht keine einheitliche Infrastruktur, so sind nicht alle Fluggeräte mit BOS-Funk ausgestattet und andersherum die Führungsstelle meist nicht mit Flugfunk. Sofern die Technik vorhanden ist, liegt die Herausforderung in der Kommunikation. Hier sind insbesondere die Dachkennzeichnung von Bodenfahrzeugen sowie eine einheitliche Benennung von Bereichen von Vegetationsbränden, wie Flanken, Schultern und Kopf, von Bedeutung.

Häufig fehlt zudem das taktische Knowhow, wie mit den verschiedenen Arten von Bränden über und unter der Erde verfahren werden muss, um einen Erfolg zu erzielen.

Hinsichtlich der Taktik wies Cimolino insbesondere auf die Bedeutung der Luftfahrzeuge hin. Sie ermöglichen es dem Einsatzleiter, einen guten Überblick über das Geschehen zu erhalten und schnell auf Entwicklungen zu reagieren. Bei der Brandbekämpfung bieten sie die Möglichkeit, schnell größere Löschmittelmengen auch in unwegsames Gelände zu bringen. Zu beachten ist hierbei aber, dass bereits ab dem zweiten Luftfahrzeug (dies betrifft auch Drohnen) eine zentrale und fachkundige Koordination einzurichten ist, um Gefährdungen, auch für die bodengebundenen Einheiten, zu vermeiden.

Beim Einsatz von bodengebundenen Einheiten ist auf einheitliche Wege zum An- und Abrücken sowie die jederzeitige Möglichkeit zum Rückzug zu achten. Des Weiteren muss das Material für den Einsatz geeignet sein. Dies umfasst neben geländegängigen bzw. -fähigen Fahrzeugen mit einer Zusatzbeladung zur Waldbrandbekämpfung auch die persönliche Schutzausrüstung. Bei letzterer wird zu häufig auf die Bekleidung für die Gebäudebrandbekämpfung zurückgegriffen, die nur für begrenzte Einsatzzeiten gedacht ist. Für eine dauerhafte Brandbekämpfung bei 30°C Außentemperatur ist diese weder gedacht noch geeignet.

Insgesamt sieht Cimolino in Deutschland noch erheblichen Handlungsbedarf. Dieser reiche von der Notwendigkeit von mehr Ausbildung beginnend mit Grundlagen für jeden Feuerwehrangehörigen bis zu Spezialausbildungen für Führungskräften. Hierauf aufbauend bedürfe es einer organisationsübergreifenden Ausbildung, idealerweise an speziellen Aus- und Fortbildungszentren. Hinsichtlich der Technik sieht er Bedarf bei der Ausstattung mit passenden Einsatzmitteln, etwa geländegängigen bzw. -fähigen Fahrzeugen mit Sonderbeladung zur Waldbrandbekämpfung und ggf. Selbstschutzeinrichtungen.

Quelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)