Waldbrandgefahr steigt

WIESBADEN/MAINZ. Vom Segen des Regens im Frühjahr ist auf der Oberfläche vieler Waldböden momentan deutschlandweit nicht mehr viel zu spüren ...

Trockene Luft, große Hitze: Besonders in Südhessen kann der Forst rasch Feuer fangen

Von Anna Merkelbach

Zwar waren die vielen Niederschläge für die Böden in den tieferen Schichten gut, doch die trockene Luft und die hohen Temperaturen in den zurückliegenden zwei Wochen sorgen für Zündstoff auf der Erde. Denn die sogenannte Streuschicht darauf, bestehend aus abgestorbenen Pflanzen, dörrt aufgrund dieses Wetters aus und wird dann sehr leicht entflammbar. Dadurch steigt wiederum die Gefahr eines Waldbrandes – so gerade auch in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Warnstufen schwanken täglich – je nach Wetterlage

Da es im Frühjahr zunächst sehr nass war, kam es bisher nach Angaben der jeweiligen Umweltministerien noch zu keinen größeren Bränden in den beiden waldreichen Bundesländern. Doch besonders in Südhessen, in Rheinhessen und in der Vorderpfalz warnt der Deutsche Wetterdienst nun teilweise vor einer erhöhten Waldbrandgefahr. Die Gefahrenstufen schwanken allerdings täglich, je nach Wetterlage. Sie werden berechnet mithilfe meteorologischer Daten über Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmenge. Die nächsten Tage über werde das Wetter wahrscheinlich überwiegend trocken bleiben. Eine sichere Prognose, wie sich die Gefahr für einen Waldbrand über diesen Sommer noch entwickeln wird, kann Agrarmeteorologe Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst andererseits nicht geben.

Eine Wiederholung des vergangenen Jahres, in dem es viele Brände gab, ist offenbar nicht gänzlich auszuschließen. Die Waldbrandgefahr sei 2022 um diese Zeit tageweise ähnlich hoch gewesen, sagt Brömser. Insgesamt habe die Anzahl der Tage, an denen die Wälder stark brandgefährdet waren, aufgrund des Klimawandels innerhalb der vergangenen Jahrzehnte stetig zugenommen. Laut hessischem Umweltministerium entwickelte sich das vorige Jahr zum intensivsten Waldbrandjahr seit 1976 – 264 Waldbrände mit einer Schadfläche von etwa 122 Hektar habe es gegeben. In Rheinland-Pfalz seien es 103 Waldbrände auf 41 Hektar Fläche gewesen, wie Umweltstaatssekretär Erwin Manz (Grüne) jüngst beim Binger Waldsymposium mitteilte. Das sei eine Vervierfachung der Waldbrandfläche der letzten 20 Jahre gewesen.

Schuld an der erhöhten Waldbrandgefahr im Süden sei unter anderem das spezielle Wetter in den höheren Lagen, wie Brömser berichtet. Viel Sonne und Wind sorgten dafür, dass sich ein Feuer leichter entzünden und schneller ausbreiten kann. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle dabei, ob sich ein Großbrand entwickelt oder nicht. Zum Beispiel die Art der Bäume.

Das rheinhessische Sorgenkind in Sachen Waldbrandgefahr, der Lennebergwald bei Mainz und Budenheim, beherbergt viele Nadelbäume. Diese brennen durch ihre Harze, die ätherische Öle enthalten, stärker als Laubbäume. Auch der Boden ist im Lennebergwald trockener, da er aus Sand besteht und nicht aus Lehm. Im restlichen Rheinland-Pfalz freut man sich über mehr Laub- und Mischwälder. Etwa 60 Prozent aller Bäume in dem Bundesland sind laut Landesforsten Laubbäume. In Hessen kommt man beim Umweltministerium auf einen ähnlichen Anteil.

Der Mensch ist die häufigste Ursache fürs Feuer

Die größte Gefahrenquelle für einen Waldbrand ist jedoch letztlich der Mensch. Natürliche Brandursachen wie Blitzeinschläge sind laut Wetterexperte Brömser eher selten. Häufiger dagegen sind es dem neuesten Handbuch für Waldbrandschutz der Landesforsten Rheinland-Pfalz nach „weggeworfene Zigaretten, nicht fachgerechte Abbrennarbeiten und feuergefährliche Betriebsarbeiten, Brandstiftung sowie Feuerwerkskörper“. Daher ist gerade für die, die im Wald arbeiten und auch für die, die an sonnigen Tagen Abkühlung im Wald suchen, besondere Vorsicht und vor allem Umsicht geboten.

BRANDVERMEIDUNG

Die Umweltministerien der beiden Bundesländer und ihre Forstämter weisen darauf hin, dass ...

  • außerhalb der ausgewiesenen Grillstellen kein Feuer entfacht werden darf.
  • auf den Grillplätzen darauf geachtet werden sollte, dass kein Funkenflug entsteht und das Feuer beim Verlassen des Grillplatzes richtig gelöscht wird.
  • im Wald das Rauchen grundsätzlich nicht gestattet ist. Waldbrandgefahr geht auch durch achtlos aus dem Fahrzeugfenster geworfenen Zigarettenkippen entlang von Straßen aus.
  • die Zufahrtswege in die Wälder nicht mit Fahrzeugen blockiert werden sollten. Autos dürfen nur auf den ausgewiesenen Parkplätzen abgestellt werden. Die F ahrzeuge sollten nicht über trockenem Bodenbewuchs stehen .
  • wer einen Waldbrand bemerkt, unverzüglich die Feuerwehr ( Notruf 112 ) informieren sollte.

Hinweis: Verwendung der Artikel mit freundlicher Genehmigung der Nassauischen Neuen Presse.