Hinweise zur aktuellen Vegetationsbrandgefahr

Berlin. Insbesondere in den einigen Gebieten in der Mitte der Bundesländer steigt die Vegetationsbrandgefahr wieder deutlich an und erreicht in den nächsten Tagen die höchste der 5 möglichen Waldbrandwarnstufen ...

DFVBild: DFV

Warnung:

Die Zündgefahr für Brände in der Vegetation wird in Deutschland in wenigen Tagen fast überall hohe Werte erreichen

1. Bisherige Wetterlage und dadurch bedingte allgemeine Gefahrenlage in der Vegetation

Nachdem es zu Beginn des Jahres oft zu nass und zu kalt war, regnet es in vielen Teilen Deutschland im Durchschnitt seit Monaten zu wenig – und es ist vermutlich erst ab Ende Juli mehr Niederschlag in Aussicht. Gleichzeitig erreichen die Temperaturen nun deutlich hochsommerliche Werte bis über 30 Grad – und könnten in einigen Landesteilen auch an die 40 Grad kommen.

Zwar konnten durch die vereinzelten Niederschläge auch der letzten Wochen die offenen Gewässer und die oberflächennahen Böden in vielen Bereichen Deutschlands gut mit Wasser gefüllt bzw. gesättigt werden. Insbesondere in Gebieten mit nicht gut wasserhaltigen bzw. sandigen Böden sowie im äußersten Süden Deutschlands nimmt die Trockenheit nun wieder schnell zu. Details dazu sieht man im Helmholtz-Dürremonitor.

Der Graslandfeuerindex nimmt nach einer kurzen Entspannung durch die örtlichen, meist geringen Niederschläge quer über Deutschland von Osten her schnell und flächendeckend bis zum 07.07.2023 auf die Stufe 4 von 5 zu! Das bedeutet eine hohe Gefahr für Entstehungsbrände durch Funken oder Glut sowie heiße Gegenstände wie Katalysatoren oder Maschinenteile.

Regional noch kritischer wird sich der Waldbrandgefahrenindex entwickeln! Dieser erreicht bereits in den nächsten Tagen ab dem 08.07.2023 in immer mehr Gebieten in Ostdeutschland v.a. in den Gebieten um einen weiten südlichen Halbkreis um Berlin mit 5 bereits die höchste der 5 Stufen. Das bedeutet, dass sich dort einmal entstandene Brände schnell auch in die ausgewachsene Vegetation ausbreiten und sich dort vor allem auch schnell weiter entwickeln können, wenn sie nicht sofort massiv bekämpft werden können.

Das Risiko von Feuern in tieferen Bodenschichten (Moore, Humusschichten mit hohen organischen Bestandteilen) ist aufgrund der Bodenfeuchte in den meisten Gebieten noch bis auf weiteres eher gering. nimmt aber bei ausbleibenden Niederschlägen in Gebieten mit solchen Bodenzusammensetzungen mit abnehmender Feuchtigkeit dort über die nächsten Wochen sicher auch zu.

2. Erwartete Wetter- und Einsatzlage aufgrund der Langfristprognose

Die Langfristprognose des European Weather Forecast System (EFFIS) reicht aktuell bis in das erste Drittel des August 2023. Bis Ende Juli werden in Deutschland überdurchschnittlich hohe Temperaturen erwartet, während zu wenig Niederschlag fallen soll. Erst ab dem 31.07.2023 sind wieder etwas überdurchschnittliche Niederschläge zu erwarten.

Die Gefahrenlage für größere Vegetationsbrände wird in der Prognose für Deutschland daher für die nächsten Wochen bis Ende Juli vorerst weiter wieder größer werden. Der Schwerpunkt dürfte in einem Band südlich Berlin, quer von Polen bis in den Westen vor allem im Bereich der Mittelgebirge und vermutlich auch in den Alpen liegen. Insbesondere auf Munitionsverdachtsflächen können sich dann wieder sehr schnell größere Brände entwickeln, weil sie dort nicht direkt bekämpft werden können.

3. Empfehlungen zum Verhalten für die Bevölkerung

Der DFV weist darauf hin, dass flächendeckend für die nächsten Tage und Wochen für Deutschland eine große Gefahr für Entstehungsbrände in der Natur besteht.
Diese ist umso größer, je trockener der Untergrund bzw. der Bewuchs ist.

Die Entstehungsgefahr für größere Waldbrände ist insbesondere im Osten Deutschlands und in Niedersachsen für die nächsten Tage und Wochen sehr hoch.

Beachten Sie unbedingt das in ganz Deutschland bestehende Verbot von Feuer, Rauchen etc. im Wald vom 1. März bis 31.Oktober!

Vermeiden Sie den Kontakt von heißen Oberflächen (zum Beispiel Katalysatoren von KFZ, heiße Maschinenteile) mit der Vegetation sowie die Überlastung und damit Überhitzung von Maschinen (Traktoren, Forstarbeitsgeräte) durch regelmäßige Wartung und Kontrolle auch im Betrieb. Forstwirtschaftliche Betriebe sollten bei Tätigkeiten mindestens in abgelegenen, schwer durch die Feuerwehr zu erreichenden Gebieten, eigene Löschgeräte (Feuerlöscher, kleinere Wasserbehälter oder ähnliches) mitführen, um einen Entstehungsbrand zumindest bis zum Eintreffen der Feuerwehr klein halten zu können.

Alarmieren Sie schon beim Verdachtsfall auf einen Vegetationsbrand oder einem Brand an einer Maschine in der Vegetation die Feuerwehr unter 112.

Geben Sie eine möglichst genaue Orts- bzw. Anfahrtsbeschreibung an; sofern möglich, gern auch mit den GPS-Koordinaten aus Ihrem Smartphone. Falls notwendig, weisen Sie die ersten Einheiten der anrückenden Feuerwehr ein, damit der Brandherd schneller bekämpft werden kann. Sofern es sich um einen Entstehungsbrand handelt, versuchen Sie ihn mit etwas Wasser oder durch Ausstreichen mit einer Jacke, einem stabilen Stoff (zum Beispiel Handtuch), oder einem Ast klein zu halten, wenn das noch gefahrlos möglich ist.

4. Empfehlungen für die Feuerwehren

Der DFV gibt für seine Mitglieder auch zu diesem Thema Fachempfehlungen heraus, diese umfassen zum Beispiel den Einsatz bei Vegetationsbränden: https://www.feuerwehrverband.de/fachliches/ak/ak-waldbrand/.

Aufgrund der Temperaturentwicklung der nächsten Tage und Wochen sind bei Einsätzen im Freien insbesondere die Hinweise zur richtigen Schutzkleidung sowie ausreichender Flüssigkeitszufuhr zu beachten!

Dr. Ulrich Cimolino
Vorsitzender AK Waldbrand im DFV

Quelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)