Beiratsvorsitzende Claudia Crawford gibt Tipps zum Kontakt zur Politik

Berlin. Auf jeder Ebene sind verschiedene Partner zu berücksichtigen: Durch das föderale System Deutschlands gibt es nicht nur die verschiedenen Politikebenen als mögliche Adressaten, sondern auch die örtlichen Feuerwehren und Verbände in der jeweiligen Stufe stellen unterschiedliche Ansprechstellen dar ...

DFVBild: DFV

Grundsätzlich aber gilt: „Gute Beziehungen hängen von Stetigkeit ab“, wie Claudia Crawford, Beiratsvorsitzende des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und selbst viele Jahre aktive Bundespolitikerin, in der jüngsten Ausgabe der Onlinefortbildungsreihe „DFV direkt“ erläuterte. Nur wer sein Gegenüber kenne und den beständigen Kontakt pflege, werde erfolgreich sein, den richtigen Politiker auf sich aufmerksam machen und schließlich für sich gewinnen, erklärte sie.

Crawford charakterisierte das Spektrum in der Politik als vielfältig und komplex, weshalb die jeweiligen Zielgruppen so wichtig seien. Die Referentin zeigte 80 Interessierten auf, dass es unterschiedliche Zugänge zur Politik gibt – je nach eigener Ausgangssituation. Hierbei spiele es durchaus eine Rolle, welches eigene Interesse der Politiker an dem Kontakt habe und wie möglicherweise sein Mehrwert sein könnte. Auf Ortsebene beispielsweise sei ein Bürgermeister an einer guten Zusammenarbeit interessiert, damit die Aufgaben erledigt werden, aber bei der Feuerwehr finde er auch eine starke Gruppe für eine mögliche Wiederwahl. Die Wechselbeziehung nütze der Feuerwehr einerseits und erfülle für die Politiker zugleich den Zweck als wichtige Wählerzielgruppe.

Auch die nachgeordneten Stellen in der Exekutive sollten den Kontaktsuchenden der Feuerwehr geläufig sein. Man sollte wissen, wer in der Gemeinde für die verschiedenen Belange zuständig ist. Und wenn man dann persönlich bekannt sei, reichten oft kurze Absprachen zur entscheidenden Klärung von Sachverhalten. Um informelle Kontakte zu Gemeinde- und Stadträten zu halten, könnten regelmäßig Kommunikationsabende oder ähnliches durchgeführt werden. Extra geplante Dialogformate könnten ein geeignetes Mittel sein, um Politik und Feuerwehr zusammenzubringen und sich gegenseitig Gehör zu verschaffen. Eine zeitliche Begrenzung sei dabei ratsam, um keine Seite zu überfordern.

Crawford erläuterte, dass sich schon auf Kreisebene die Ansprechpartner änderten; allerdings seien die Zuständigkeiten häufig gespiegelte Verantwortlichkeiten wie vor Ort. Jedoch wechselten oft auf der Feuerwehrseite bereits die Partner, denn hier handele es sich eher um Angelegenheiten, die durch die Kreisfeuerwehrverbände abgebildet werden.

Weil es sich bei den Feuerwehrangelegenheiten um Ländergesetzgebung handele, spielten auch der Ministerpräsident, der Innenminister und die zuständigen Landtagsabgeordneten eine Rolle. „Deswegen sollten anlassbezogen Gespräche mit den jeweiligen Mitgliedern des Landtages der zuständigen Ausschüsse geführt werden“, riet Crawford. Bundesthemen, exemplarisch der Bevölkerungsschutz, seien an die dortigen Abgeordneten richtig adressiert. Einige Themen, die die Arbeit beeinflussten, gehörten in die Europäische Union, obwohl es zumeist an direkter Zuständigkeit fehle. Je höher die Ebene, desto weiter gehe auch der Ansprechpartner in der Verbandsstruktur der Feuerwehren nach oben.

Claudia Crawford zog hieraus den Schluss: „Es ist wichtig, die richtige Ebene für mein Anliegen zu definieren, dieses klar zu formulieren und selbst gut darüber informiert zu sein. Die Vortragsform ist ebenfalls entscheidend.“ Manches Vorwissen fehle dem Gegenüber, deswegen seien Erläuterungen unabdingbar. Der Kanal der Ansprache sei je nach Sachverhalt (auch) variabel zu wählen. Zumeist gelte es zwar, vorrangig das persönliche Gespräch zu suchen, statt etwas schriftlich vorzustellen. Aber auch eine gut formulierte E-Mail, Kurznachricht oder sogar ein förmlicher Brief führten zum Ziel. Das Mittel wiederum sei vom gegenseitigen Bekanntheitsgrad abhängig; wer sich kenne, habe einen leichteren Zugang zueinander.

Es gelte in jedem Fall: Der in seinem Zuständigkeitsbereich stark geforderte Politiker wolle plausibel erläutert bekommen, warum er die Aufmerksamkeit ausgerechnet auf das von Feuerwehrseite vorgebrachte Anliegen lenken, sich Zeit nehmen und zuhören solle. Auf die durch präzise, zielgerichtete Formulierungen und inhaltliche Begründung des dargelegten Ansinnens folge meistens die beabsichtigte Aussprache. Letztlich gehöre auch ein gewisser Mut dazu, den Politiker überhaupt zu kontaktieren, resümierte die ehemalige Bundesfamilienministerin.

Entscheidend sei jedoch auch die Aufrechterhaltung des Miteinanders. Die Einladung zu Veranstaltungen sei häufig ein gutes Mittel für gegenseitige Sichtbarkeit. Meist böten diese Gelegenheiten auch Zeit für informelle Gespräche. Grußworte zu solchen Anlässen stellten in der Politik einen Anreiz zum Besuch dar; als gute Regel gelte, das Wort dem Höchstrangigen zu gewähren. Manchmal helfe einfach schon die namentliche Begrüßung. Crawford empfahl: „Die Feuerwehr-Funktionsträger sollten gut überlegen, wer zu welchem Zweck eingeladen wird. Hier darf je nach Anliegen und Anlass durchaus selektiert werden.“ Zu pauschale Einladungen könnten eine gegenteilige Wirkung hervorrufen.

Es sei in Ordnung, mit politischen Vertretern über die Verbandsanliegen getrennt nach unterschiedlichen Parteien zu sprechen. Es bestehe keine Verpflichtung, mit allen Parteien gleichermaßen zu reden und gelte auszuloten, „wer die größte Wirkmacht hat, mein Anliegen am Ende auch durchzusetzen“. Man solle irgendwann wissen, bei wem man welches Anliegen vortragen könne. Die jeweiligen Sprecher für gewisse Themen, zum Beispiel Feuerwehren oder Bevölkerungsschutz, die es auf Landes- oder Bundesebene häufig gebe, seien gute Ansprechpartner für Themenkomplexe. Gleichzeitig könnten sie Politiker anderer Fraktionen zum Interesse motivieren.

Weitere Informationen zum Vortrag gibt es unter https://www.feuerwehrverband.de/veranstaltungen/dfv-direkt/. Hier ist auch die Anmeldung für die nächsten Termine der „DFV direkt“ möglich:

  • Am 10. Juli von 18.00 bis 19.00 Uhr findet die Onlinefortbildung mit den Referenten Carsten Schiffer (Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen) und Justin Kühn (Institut für Textiltechnik, RWTH Aachen) statt. Die Wissenschaftler berichten über ihre Erkenntnisse zum Thema „Feuerwehr-Einsatzkleidung für eine sichere und vielfältige Feuerwehr“.
  • DFV-Bundesstabführer Thorsten Zywietz berichtet am 16. September von 18.00 bis 19.00 Uhr in einer Onlinefortbildung zum Thema „Feuerwehrmusik in Deutschland: Historie, Entwicklung, aktuelle Aufgaben und pädagogische Verantwortung“.

Quelle: Deutscher Feuerwehrverband e. V. (DFV)